laut.de-Kritik
Aufwühlender Indie-Rock mit Haltung.
Review von Kerstin KratochwillMit dunkler Stimme und dreckigem Postpunk wirbeln diese vier Musikerinnen die angestaubte Londoner Indie-Szene kräftig durcheinander: Auf dem Debüt von Goat Girl gehen Noise, Garage und Noir-Country so nahtlos ineinander über, dass die Band bereits vor Erscheinen des Albums zum neuen großen Ding 2018 ausgerufen wurde.
Wenn Hipster London besetzen, setzt sich die Indie-Musikszene eben in den vermeintlich uncoolen Süden ab: Hier gibt es derzeit noch Auftrittsmöglichkeiten für junge Bands. Auch Goat Girl entstammen dieser Szene, von der man hofft, dass sie endlich frischen Wind in die abgestandene Londoner Musikwelt bringen möge.
In klassischer Bandbesetzung, Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug, legen die vier Frauen jedenfalls ein energiegeladenes und erfrischendes Debüt vor, das zudem eine wütende und wilde Abrechnung mit dem Brexit-Großbritannien birgt: "I am ashamed of this so-called human race", lautet der angeekelte Vorwurf in der Single "Country Sleaze".
Den guten alten Indie-Rock interpretieren Goat Girl zwar auch als Spiel mit Referenzen, sie basteln sich aber eine ganz eigene Nische. Darin versammeln die Musikerinnen ganze 19 Songs voller Spielfreude und Melodieseligkeiten, und das Ganze in 40 Minuten. Das coole "Viper Fish" erinnert an Warpaint, "A Swamp Dogs Tale" knarzt wie ein Thundercat-Track, "Little Liar" leiert nachlässig wie ein Lied von The Fall dahin, "Cracker Drool" zitiert die lässige Rotzigkeit von Elastica.
Immer wieder huldigen Goat Girl weiblichen Indie-Ikonen wie P.J. Harvey oder Kim Deal. Mit ihren "Kampfnamen" Clottie Cream, L.E.D, Naima Jelly und Rosy Bones inszenieren sich die Musikerinnen nicht nur als Erbinnen der Riot Grrrls, die Garage-Punk mit Polit-Postpunk verknüpfen, sondern auch als Vorreiterinnen eines neuen, aufwühlenden Indie-Rocks mit Haltung.
4 Kommentare
hab mal so ein bissi durch ihr schaffen gehört. ist sicherlich net schlecht, mir persönlich aber einfach zu ruhig.
sehr schöne idee, postpunk mit dark country zu kreuzen. und auch erfrischend anti-brexit. bin überzeugt.
London? Hipster? Postpunk? Ich bin dabei!
Bisher übrigens mein Lieblingsalbum des Jahres, absolut großartig und wird immer besser.