laut.de-Kritik

Sound-Kino für die dunkle Jahreszeit.

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Ein kurzes Drum-Fill und schon sind wir drin in "Embers". Der Opener "Apparition" lässt vermuten, dass wir es hier mit einem weiteren Dudel-Album der Postrocker von God Is An Astronaut zu tun haben. Aber nach knapp zwei Minuten packen sie dann doch die große Geste aus, wenn mit Sitar-Unterstützung etwas mehr Riff-Potenz in den Track Einzug hält. Das zwirbelt schon richtig gut.

Wer hat den Kinsellas eigentlich den Tick mit der Sitar eingetrichtert? Give this man a medal! Dara O'Brien heißt der Mann am Instrument mit dem langen Hals, er verpasst den Songs eine besondere Note. Davon profitiert vor allem "Odyssey", wenn ab dem Mittelteil die Riffs umher fliegen und die Sitar wie ein Loop darum herum mäandert. Welche "Odyssey" hier gemeint ist, kann man anhand traditionell fehlender Lyrics nicht nachvollziehen, aber die Reise scheint ein optimistisches Ziel zu haben. Zumindest klingt der Track sehr danach.

"Heart Of Roots" biegt in eine eher gespenstische Szenerie ab. Schöne Bass-Figuren begleiten spooky Gitarren, und ein dramatisch angeschlagenes Piano sorgt für eine Stimmung wie in nebligen Herbsttagen in einem verlassenen alten Gemäuer. Das zehnminütige Titelstück steht wohl nicht von ungefähr in der Mitte des Albums. Hier passiert einiges. Nach dem pathosgeschwängerten Keyboard-Intro, wenn die Bassdrum, flankiert von akustischer Gitarre und der E-Kollegin reinlatscht, nimmt die Sache Fahrt auf. Wo kommen auf einmal diese glockenartigen Töne her? Dissonante Riff-Einwürfe und wirbelnde Drumm steuern imm Mittelteil auf einen hübschen Klimax zu, die wiederum von dominanten Synthies und Streicherklängen aufgelöst werden. Bevor aber eine sakrale Stimmung aufkommt, schieben God Is An Astronaut das Stück wieder in Richtung Apokalypse.

Nach dieser Berg- und Talfahrt tritt dann Jo Quail ins Rampenlicht, die in (Post-)Rock-Kreisen keine Unbekannte mehr ist und leitet die etwas zurückgelehntere zweite Hälfte des Albums ein. Die Cellistin kollaborierte bereits mit Myrkur und Mono und bgleitete auch die Kollegen von Caspian auf Tour. Hier überlassen die Iren der Londonerin fast komplett die Bühne.

"Realms" und "Prism" entpuppen sich vor allem wegen Quail als die gemächlichsten Stücke des Albums, ohne an Qualität einzubüßen, im Gegenteil: Die beiden ambientartigen Ruhepole markieren auf ihre Weise schöne atmosphärische Inseln inmitten der anderen Nummern. Das abschließende "Hourglass" startet als ruhiges Piano-Stück und plätschert ein wenig vor sich hin, ehe es zum Ende in Gitarren-Distort ausklingt und abrupt Endet, etwas komisch, das.

Im Kosmos der Astronauten ändert sich also nicht viel, die Iren liefern aber einmal mehr ab. "Embers" darf man mit Fug und Recht zu den besseren Alben der Postrocker zählen. Ein Sound-Kino für die dunkle Jahreszeit.

Trackliste

  1. 1. Apparition
  2. 2. Falling Leaves
  3. 3. Odyssey
  4. 4. Heart Of Roots
  5. 5. Embers
  6. 6. Realms
  7. 7. Oscillation
  8. 8. Prism
  9. 9. Hourglass

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