laut.de-Kritik
Drive und Power sind tot, es lebe die Melodie.
Review von Michael EdeleWas macht man, wenn man die Wut und den Antrieb der ersten Alben verloren hat, gleichzeitig aber Routine genug hat, um das Songwriting nicht komplett zu verkacken? Man veröffentlicht ein Album wie "When Legends Rise".
Dieser Problematik stellten sich Godsmack bereits vor acht Jahren auf "The Oracle" (nicht). Zwar sah es danach aus, als reiße "1000hp" vor vier Jahren das Steuer noch einmal herum. Aber zumindest auf Dauer scheint der Druck raus zu sein.
Dabei geht es mit dem Titeltrack eigentlich vielversprechend los. Die Tribals zum Einstieg regen den Appetit an, auch die Strophe macht was her. Obwohl der Refrain sehr auf ein Four-to-the-floor-Muster getrimmt ist, wippt der Huf schon mal mit.
Allerdings riecht es bereits hier nach einem Produzentenalbum. "Bulletproof" verstärkt diesen Geruch leider noch deutlich. Solche Songs entstehen in aller Regel nicht im Proberaum, sondern im Studio. Kann gutgehen, klingt auf Dauer aber meist etwas nach Schema-F.
Ärgerlich, wenn "Unforgettable" diesen Trend nahtlos fortsetzt. Der Track erinnert mit den Chören doch sehr an Shinedown auf "Threat To Survival". Von der Länge her halten sich die Songs fast durchgehend im Radioformat. Das hat immerhin den Vorteil, dass sich die Riffs nicht unnötig in die Länge ziehen.
Der größte Teil des Albums hat durchaus Ohrwurmpotenzial. Nach ein paar Durchläufen hat man sich mit nahezu allen Songs weitgehend angefreundet. Auch das nervige Nu Metal-Intro zu "Every Part Of Me", das man eher von Korn erwartet hätte, verzeiht man irgendwann, und lässt "Just One Time" als Lala-Nummer ebenfalls durchgehen. Nur die Ballade "Under Your Skin" bleibt, auch dank des schnulligen Textes, ein absolutes No-Go.
Die Refrains der Scheibe zeigen, dass Sully seine Singer/Songwriter-Ambitionen auch bei Godsmack verstärkt auslebt. Das killt den Drive und die Power (von "Say My Name" einmal abgesehen), erschafft aber ein paar wirklich schöne Melodien.
Am ehesten lebt der Spirit der alten Scheiben noch bei "Take It To The Edge" auf. Das ist auf Dauer aber ein bisschen wenig. Ob der Titel also eine Selbstreferenz darstellt oder nicht, muss man Sully und Co. wohl direkt fragen. Falls ja, legen sich die Legenden aber eher gemütlich auf die Couch, statt sich wogegen auch immer zu erheben.
1 Kommentar
Wirklich gut war diese müde Truppe noch nie, aber diese Scheibe ist am ehesten als Bierdeckel zu gebrauchen. Das Album ist trotz aller Überproduktion einfach nur zahn- und einfallslos, dass es schmerzt. Wenn Godsmack sich auf ihre alten Tage zu einer möchtegern harten ChristRock Band weiterentwickeln wollten - dann herzlichen Glücksstrumpf - Mission erfüllt!