laut.de-Kritik

Jede Note trifft die Musikerseele.

Review von

Wenn Mastodon-Bassist und Sänger Troy Sanders, Queens Of The Stone Age-Gitarrist Troy Van Leeuwen und At The Drive-In-Drummer Tony Hajjar zusammen eine Band gründen, dann klingt das? Genau, wie eine Mischung aus den besagten Bands – also sehr, sehr geil. Gone is Gone verbinden die vielschichtige Wucht und Energie von Mastodon und At The Drive-In mit dem Pop-Appeal der Queens Of The Stone Age. Dazu kommt die generelle kreative Ader der drei Interpreten. Das selbstbetitelte Debüt hat nur eine Schwäche: Es ist zu kurz.

Wir steigen ein mit "Violescent", es warten fette Gitarren und ein lässiges Stoner-Riff. Schon jetzt merkt man, dass hier echte Klangexperten am Werk sind: Der Sound ist wunderbar warm und energetisch zugleich. Es folgt ein QOTSA-typischer Verse aus geachtelten Einzelnoten und dann ein schön eingängiger Refrain, untermalt von einem melodischen Gitarren-Bending-Lick. Brachiale, schwerfällige Notenfolgen in feinster Mastodon-Manier verbinden die Parts. Das Gitarrensolo: ein Schmankerl für alle, denen die 15 Songs auf "Lullabies To Paralyze" immer noch zu wenig waren. Wenige Noten, dafür trifft jede einzelne die Musikerseele. Wow!

Der zweite Track "Starlight" beginnt unerwartet ganz ruhig. "Emptiness is here, losing all side of hope", singt Troy, und Mike Zarin, der vierte im Bunde, setzt mit feinfühligen Synths Akzente. Es wirkt, wir sitzen in einer düsteren Grotte ohne jegliche Chance auf Trost, und dann kommt der beste Moment des Albums: Der Refrain schießt uns aus dem Nichts durch den Erdkern hindurch ins Weltall, "Searching For Starlight", Sanders markante Stimme passt einfach perfekt zu diesem Part, genau wie die Instrumentierung. Selten hat jemand das Gefühl von Einsamkeit so treffend illustriert. Was für eine Atmosphäre.

Die Bridge klingt mit gedoppeltem Gesang und melodischen Gitarren ein wenig wie Coldplay, ein astreines Postrock-Tremolo-Solo vollendet den Song. Es klingt alles rund, es passt einfach. Auch bei "Stolen From Me" vollziehen sich die Übergänge nahtlos, das kluge, poppige Introriff wechselt sich mit harten Metalgitarren ab. "Character" und "Recede And Enter" sind Interludes, Gitarren mit Hall und Delay untermalen eine Sprechstimme, dezente Synthsounds erzeugen erneut diese Weltraum-Stimmung. Beides keine tragenden Songs, aber gut gemacht und wirkungsvoll.

Wieder richtig düster wirds mit "One Divided". Die Gitarre spielt lange Zeit nur drei Noten, bevor wuchtige Metalriffs die markante Hook einleiten. Die Songs geraten trotz des progressiven Ansatzes überhaupt sehr eingängig. Ausbrüche aus dem Standardschema und krumme Takte finden sich eher selten, was den einen oder anderen vielleicht enttäuscht.

"Praying From The Danger" setzt mit ultratiefem Gitarrenstakkato ein, zu dem rhythmisch angepasst eine heruntergepitche Stimme spricht. Das wirkt fast ein wenig billig, aber dann schießen plötzlich Troy Sanders und melodische Tremologitarren ein, und es klingt wieder verdammt cool. Der Refrain verbeugt sich dann vor "Crack The Skye" (sollte ich mal wieder hören!), die innovativen Gitarren tragen ihn genauso wie Sanders Stimme.

Gone is Gone bieten vielschichtige, stimmungsvolle und energetische Rocknummern. Nur leider nach Abzügen der Interludes nur sechs Stück, also nicht besonders zahlreich. Um den roten Faden eines Albums zu erkennen, reicht das nicht. Das ist aber das einzige Manko. "Close our eyes, end this chapter." Es bleibt zu hoffen, dass die Lyrics vom letzten Track nicht programmatisch für den Werdegang der Band stehen. Wir wollen nämlich mehr davon!

Trackliste

  1. 1. Violescent
  2. 2. Starlight
  3. 3. Stolen From Me
  4. 4. Character
  5. 5. One Divided
  6. 6. Praying From The Danger
  7. 7. Recede And Enter
  8. 8. This Chapter

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