laut.de-Kritik

Da wird der Gothminister zum Gruftipförtner.

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In Hartwurstkreisen oft belächelt und bei den Gothics zu Recht umstritten: Auch das fünfte Album dürfte wenig an Gothministers Ruf des lebenden Dark Wave-Klischees mit ein wenig Metalanstrich ändern.

Wenn es um musikalische Progression geht, lässt Bandchef Bjørn Alexander Brem zwar immer noch die Siebenmeilenstiefel im Schrank, dennoch sind zaghafte Anzeichen des Fortschritts erkennbar. Die Produktion ist mit Abstand die souveränste der Herren Minister. Sehr knüppeliger Metal zwischen klassisch heavy und Goth sowie ein paar Ausflüge gen Speed und Power. Alles druckvoll und nahezu komplett ohne verschnörkeltes Beiwerk oder übertriebene Keyboardlastigkeit. Mit solch einem Sound blamiert man sich auch in Wacken nicht.

Zum Einstieg bringt "Someone Is After Me" einen super Chorus auf den Tisch. Ein intensives Thema, das ein wenig klingt, als hätte sich eine typische Elektropopmelodie im Wald des Powermetal verloren. Anspieltipp mit Ohrwurmgarantie. Das folgende Titelstück schlägt in eine ähnliche Kerbe, ein Refrain als hätte man De/Vision oder Mesh zur Metalcombo gemacht.

Leider verflachen die Songs im weiteren Verlauf zusehends. Gute Spieltechnik samt Produktion können nicht darüber hinweg täuschen, dass Tracks wie "Afterlife", "Nightmare", "Raise The Dead" oder das furchtbare "Eternal" schmalbrüstige Konfektionsware darstellen, die keinen Höllenhund hinter dem Ofen hervorlocken. Da wird der Gothminister ganz schnell Gruftipförtner.

"Boogeyman" schließt als letzter Song zumindest einigermaßen an die Eingangsqualitäten an. Zu diesem Zeitpunkt ist man aber schon angeödet. Das reicht alles hinten und vorne nicht. Vollkommen unverständlich, dass jemand wie Brem, der anscheinend tolle Lieder schreiben kann, so dermaßen wie Füllmaterial ansammelt, das noch nicht einmal B-Seiten-Qualität aufweist. Ein richtig gelungenes Album steht weiterhin aus.

Trackliste

  1. 1. The New Beginning
  2. 2. Someone Is After Me
  3. 3. Utopia
  4. 4. March
  5. 5. Horrorshow
  6. 6. Nightmare
  7. 7. Afterlife
  8. 8. Helldemon
  9. 9. All Alone
  10. 10. Purgatory
  11. 11. Eternal
  12. 12. Raise the Dead

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