laut.de-Kritik
Wenn die Schweden loslegen, bleibt kein T-Shirt trocken.
Review von Andreas DittmannEs braucht stolze 30 Sekunden, bis Grace.Will.Fall ihr HardCore-Gewitter auf den Hörer einprasseln lassen. Das friedliche Gitarrenklimpern ist nur die Ruhe vor dem Sturm, der in den nächsten 25 Minuten aus den Boxen bricht. Die fünf Jungs beweisen, dass schwedischer HardCore nicht mit Refused gestorben ist, sondern nur an Härte und Wut dazu gewonnen hat.
Wie ihre berühmten Landsmänner beschränkt sich die Band nicht nur auf wildes Geprügel. Mit viel Sinn für Dynamik wechseln sie von harten Parts in ruhigere, ändern schlagartig Rhythmus, Schnelligkeit und Tonart, spielen mit Punk, Metal und HardCore-Einflüssen und hauen Bretter raus, die einem das Gehirn wegblasen. Plötzliche Breakdowns lassen den Hörer für kurze Zeit in der Luft stehen, bis ihn ein neues Riff wieder auf den Boden reißt und ihn dort völlig zerstört liegen lässt. Bäm! So muss HardCore sein.
Dass die Texte auf Schwedisch sind, stört kaum. Bei dem Gebrüll versteht man sowieso kein Wort. Deutsche oder wenigstens englische Übersetzungen wären aber schön gewesen. Die skandinavischen Sprachen wirken auf deutsche Ohren ja immer etwas niedlich. Wer würde schon vermuten, dass sich hinter "Hopplös Hopplöshet" oder "Dömd & Glömd" HardCore-Songs verbergen, die Bands wie Converge in Sachen Härte in nichts nachstehen.
Auf der Platte sind vier neue Tracks, drei schon veröffentlichte und ein Cover Song, des hierzulande vermutlich gänzlich unbekannten Eddie Meduza. Die bekannten Songs wurden aber nicht eins zu eins übernommen. So verarscht "Alla Bara Skriker" Kenner des ersten Albums gleich zu Beginn des Songs. Das Riff wird mittendrin abgebrochen, die Geschwindigkeit plötzlich heruntergefahren, bis es kurze Zeit später wieder derbe aufs Maul gibt.
Alle Songs auf "Punkjävlar" hat die Band live eingespielt. Das hört man und es tut ihnen gut. Wer die total durchgeknallten Skandinavier schon mal auf der Bühne gesehen hat, weiß was Energie ist. Genau diese Energie pressen die Jungs auf die Scheibe. Und so pushen die acht Tracks ordentlich von unten, rauben einem die Luft zum atmen und lassen einen wünschen genau jetzt mitten im Mosh-Pit zu stehen. Die Arme kreisen, der Kopf bängt und das Shirt ist klitschnass. So muss es sein.
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