laut.de-Kritik
Das Einzige, was funktioniert, sind die Beats.
Review von Alexander EngelenNun kommt er also zurück. Grand Agent - Underground Rapper, Wahlkölner und Künstler, bei dem sich stets die Meinungen der Hörer teilen. Die Einen halten ihn für einen langweiligen Rapper, der sich nicht einmal durch eine gute Beatauswahl auszeichnet. Die Anderen sehen in ihm den unterschätzten Wortakrobaten, der ruhig, aber tiefsinnig auch aus einem unspektakulären Beat einen qualitativ guten Song macht.
Über schwächelnde Instrumentals kann sich Grand Agent bei seinem Drittling "Under The Circumstances" jedenfalls nicht beschweren, denn die gehen auf das Konto des Westcoast-Beatbastlers Oh No. Und dass in dessen Adern musikalisches Blut fließt, bleibt unbestreitbar. Sein großer Bruder Madlib macht seit geraumer Zeit als durchgeknallter, aber umso genialerer Produzent die Herzen der Hip Hop-Hörer weltweit froh. Gute Gene sind also vorhanden, die der kleine Bruder auch überzeugend in Szene setzt. Das hat er schon fulminant auf seinem Solo-Werk "The Disrupt" unter Beweis gestellt. Verschrobene Beats, abgefahrene Samples, schlichter Boom Bap, trockene Drums. All das bietet auch die musikalische Seite vorliegenden Albums.
Der Protagonist selbst tut sich jedoch umso schwerer bei der Überzeugungsarbeit. Grand Agent kämpft nämlich das ein oder andere Mal hörbar mit der Durchschnittlichkeit. Den Lines fehlt es an Schwung und die Hooks entbehren meist jeglicher Power. Bietet der Opener "Must've Thought It's Still '84" noch die Qualität eines ordentlichen Nackenbrechers, auf den Grand Agent gekonnt und vor allem energetisch flowt, bricht die Begeisterung schon beim nächsten Song ein. "Jacob" dümpelt lahm vor sich hin, ohne etwas Neues oder zumindest Altbewährtes auf den Tisch zu bringen.
"What's love if it ain't gangster?" Der Refrain von "Fascination" überschattet mit einem großen Fragezeichen den, wiederum innovativen, Beat von Oh No und bestätigt die Vermutung, dass dieses Album zum größten Teil aufgrund der musikalischen Untermalung funktioniert. Grand Agents Beitrag scheint einzig der Fakt, dass er auf dem eigenen Album nicht stört. Für Oh No ist "Under The Circumstances" eine weitere Station einer aufstrebenden Karriere. Für Grand Agent kann man sich nur wünschen, dass "Under The Circumstances" nicht das Ende einer Karriere einläutet.
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