laut.de-Kritik

Mitten ins Herz eines jeden Romantikers.

Review von

Nach zwei mehr oder weniger genreübergreifenden Alben folgt nun der Drittling des etwas anderen Castingkandidaten Gregor Meyle. Denn lassen wir mal das Raab'sche Urteil hinter uns, ist Gregor Meyle in der Tat ein talentierter Künstler. Während der junge Mann aus Backnang bisher von jazzig bis countryesk alles abdeckte, scheint er sich jetzt wieder auf seine poppigen Wurzeln zurück zu besinnen.

Meyle, der sowohl Songwriting und Gitarrenspiel, als auch die Produktion seiner neuen Platten in die eigene Hand nimmt, verbindet auch auf "Meile Für Meyle" wieder
unwahrscheinlich Herzzerreißendes mit lächelnd Zuzwinkerndem. Ersteres treibt er mit so rührendem und gleichzeitig so ernstzunehmendem Songwriting auf die Spitze wie wenige andere Singer-Songwriter. "Dann Bin Ich Zuhaus" und "Hätt Nix Dagegen" kann man beispielsweise getrost zu der Spezies der wortgewandten Liebeserklärungen zählen, während "Dann Find Ich Dich" und "Nichts Ohne Grund" mit purem Optimismus liebäugeln.

Dabei trifft "Keine Ist Wie Du" wie kein anderer Song auf "Meile für Meyle" mitten ins Herz eines jeden Romantikers. Mit "Nach all den Jahren verfolgst du mich im Traum. / Ich will immer noch nicht, dass du gehst." versprüht der letzte Song auf dem Album eine eindrucksvolle Wehmut, die von der Musik an die Hand genommen wird, um nicht ganz den Halt zu verlieren.

Doch besteht Meyles drittes Album nicht nur aus Romantik und dramatischen Klavierattitüden. Es wendet sich an die Sonnenseite des Lebens, ohne dabei das "Aber" zu vergessen. Die ersten beiden Songs "So Lang Ich Dran Glaube" und "Das Schlimmste Ist Vorbei" sind eine lebendige Hommage ans Weitermachen und neu Anfangen. Auch "Steh Wieder Auf!" und "Keine Macht Den Pessimisten!" spricht wortwörtlich Bände für den Optimismus. Das Weinglas des Sängers, der vor kurzem auch eine Art Kochbuch veröffentlicht hat, scheint wohl immer halb voll zu sein.

Gregor Meyle kann zwar auch anders, wie er anschaulich in "Wunder" oder dem eben genannten "Keine Macht den Pessimisten!" beweist, wenn er auch mal die Big Band
inklusive Röhre auspackt. Doch scheint der junge Musiker mit seinem dritten Langspieler mit einer Art poppig-rührendem Gitarrenspiel sein musikalisches Profil gefunden zu haben.

Natürlich braucht man einen gewissen Hang zur Gefühlsduseligkeit. Doch wer etwas von Clueso, Max Mutzke und Gisbert zu Knyphausen hält, dem sollte gerade die locker von der Hand gehen. Denn einmal in die tiefträumerischen Gefühlswelten des Barden fallengelassen, lenken sie den Blick gedankenversunken aus dem Fenster. Zumindest so lange bis man sich bei "Du machst dir wieder viel zu viele Gedanken, verdammte Gedanken. / Besuch doch lieber deine lieben Verwandten." erschreckend ertappt fühlt.

Trackliste

  1. 1. So Lang Ich Dran Glaube
  2. 2. Das Schlimmste Ist Vorbei
  3. 3. Steh Wieder Auf!
  4. 4. Du Bist Das Licht
  5. 5. Keine Macht Den Pessimisten!
  6. 6. Dann Bin Ich Zuhaus
  7. 7. Hätt Nix Dagegen
  8. 8. Wunder
  9. 9. Dann Find Ich Dich
  10. 10. Nichts Ohne Grund
  11. 11. Keine Is Wie Du

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