laut.de-Kritik

Quintessenz der GNR-Geschichte oder Fanverarsche?

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Who's fooling who? Das ist die eigentliche Frage hinter diesem Release. Die Songs lassen wir mal diskret außen vor, bzw. behandeln sie später. Fans der Gunners sind ja bereits mit dem Vorwurf der Geldmacherei und der Fanverarsche seitens der Plattenfirma bei der Hand. Jetzt lassen wir die Kirche doch mal im Dorf und die Kugel im Magazin, denn bitte schön, was haben wir hier eigenlich?

Ein Label - im speziellen Universal - ist ganz sicher kein Wohlfahrtsverein. Da müssen die Bilanzen stimmen, und die Umsätze sollen - wenn das derzeit überhaupt möglich ist - steigen. Solches Unterfangen gestaltet sich im Zusammenhang mit Guns N' Roses schwierig, scheinen doch Axl 'ich hab ja Zeit' Rose und seine zusammen geklaubte Restband trotz feststehenden Albumtitels ernsthaft unfähig zu sein, die erste richtige Studio-Platte seit 1991 fertig zu stellen. Eins zu Null für das Label also.

Um in diesem Jahrhundert überhaupt einen neuen Release veröffentlichen zu können, müssen eben olle Kamellen herhalten, damit Guns N' Roses nicht zum Toll Collect des Hardrocks mutieren. Ja, dieser abgelutschte Lacher muss schon sein. Welche andere Band lässt ihre Fanschar schon über fünf Jahre am langen "Chinese Democracy"-Arm verhungern? Zwei zu Null für Universal. Dass sich Mister 'Hakuna Matata' Rose nicht zu blöde ist, gegen "Greatest Hits" auch noch vor Gericht zu ziehen, wirft ein armseliges Licht auf den ehemals explosiven Shouter. Leider können Fans kein neues Album einklagen, das Justizsystem der USA würde wohl kollabieren. Universal - Rose: Drei zu Null.

Die Grundsatzdiskussion sei an dieser Stelle abgebrochen, die Gunners (oder besser: der Gunner) würden ein Debakel erleben. Kommen wir also zu der Auswahl, und tatsächlich, es lässt sich doch noch famos meckern. Vierzehn Songs sollen also die Quintessenz der GNR-Geschichte darstellen. Dass darunter immerhin satte fünf Coverversionen sind, scheint den zuständigen Compilateur nicht die Bohne gejuckt zu haben.

Schade das. Denn gerade für Neulinge hält der Backkatalog, auch wenn er nicht gigantisch groß ist, einige Perlen bereit, die es zu entdecken gilt. Aber die Suche nach "Nightrain", "Mr Brownstone" und "It's So Easy", die essentieller Bestandteil jeder Live-Show sind, oh Pardon: waren, führt in ein dunkles Loch namens Fehlanzeige.

So klabastert sich "Greatest Hits" durch gute Lieder, ganz okaye Coverversionen und Zeugs eben, das jeder auch nur halb interessierte Musikfan bereits in seinem Regal stehen hat. GNR verkürzen somit auf 1:3. Die Aufmachung mit dem typischen Bandlogo, silbernem Hintergrund mag ja noch angehen. Eine Öffnung des Digipacks offenbart jedoch eintönige Schnödelei. Kein Booklet, lediglich Linernotes und Copyright-Gefasel füllen den leeren Raum. GNR - Universal 2:3. Jetzt wird's eng.

In der Nachspielzeit fällt der letzte Treffer. Die Überarbeitung des Klangbildes liefert kein zusätzliches Kaufargument. Was auf der jeweiligen Platte gut klang, poltert Jahre später kaum besser durch die Boxen. Gähn-Faktor auch hier und schwupps steht's 3:3.

Ein Unentschieden, das - Vorsicht, Phrasenschwein! - keinem weiter hilft.

Trackliste

  1. 1. Welcome To The Jungle
  2. 2. Sweet Child O' Mine
  3. 3. Patience
  4. 4. Paradise City
  5. 5. Knockin' On Heaven's Door
  6. 6. Civil War
  7. 7. You Could Be Mine
  8. 8. Don't Cry
  9. 9. November Rain
  10. 10. Live And Let Die
  11. 11. Yesterdays
  12. 12. Ain't It Fun
  13. 13. Since I Don't Have You
  14. 14. Sympathy For The Devil

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