laut.de-Kritik
Kein Hit - aber goldene Beat-Perlen.
Review von Dani Fromm"Hip Hop First Of All": Ein lobenswerter Grundsatz, den Guts da an den Beginn seines Albums stellt. Er hätte seine Vorliebe gar nicht so explizit formulieren müssen: Seine alles durchdringende Liebe zum Hip Hop, die den französischen Produzenten um- und antreibt, fließt in Strömen aus jedem Ton dieser Platte.
"Hip Hop After All" klingt von vorne bis hinten wie eine waschechte Golden Era-Produktion: melodisch und zugleich voller Seele, unaufgeregt, dabei aber gespickt mit musikalischen Ideen. Alle naselang verbeugt sich das Werk vor der Geschichte und den Großen des Genres, läuft aber trotzdem keine Gefahr, vor der Tradition zu katzbuckeln oder in nostalgischem Stillstand zu verharren.
Allein schon die Aufzählung der Gäste, die Guts und sein DJ Fab in der Booth versammeln, verblüfft: Masta Ace, Cody Chesnutt und Murs geben sich da unter anderem die Ehre. Patrice hat einen ganzen Kinderchor im Schlepptau. Jay-Z-Zögling Dillon Cooper ist mit von der Partie, zudem stehen Wiedersehen mit Rah Digga oder Grand Puba an: Wahrlich nicht schlecht für einen Produzenten, dessen eigener Name nicht wirklich eine Glocke klingeln lässt.
Wie gern sämtliche Vokalisten der Einladung folgten, tönt aus den Shoutouts, die jeder einzelne seiner Nummer voranstellt. Murs bedankt sich hinterher sogar noch einmal extra für die Freude, mit Cody Chesnutt arbeiten zu dürfen. Klar wollte ein - mit allem Recht - stolzer Gastgeber die vielen Dankes- und Respektsbekundungen vermutlich nicht unter den Teppich kehren. Die zahllosen Ansagen und Grußworte stören den Hörfluss aber trotzdem ein wenig.
Das bleibt aber auch der einzige wirkliche Abstrich, den man machen muss: Ansonsten kann man "Hip Hop After All" schlimmstenfalls noch ankreiden, dass ihm ein echter, herausstechender Hit fehlt. Abgesehen davon streuen Guts und DJ Fab mit vollen Händen goldene Perlen unters Volk, dass die Instrumentals - man möchte es kaum glauben - die Hochkaräter am Mikrofon allesamt zu Statisten degradieren.
Die Stars bleiben die sonnendurchfluteten Beats, die jederzeit auch ganz ohne Vocals funktionieren. Das zeigt schon der Eröffnungstrack, der mit rauchigem Saxophon-Loop und feinem Klingeling dahinter so warm und freundlich willkommen heißt wie die Umarmung eines guten Freundes. Den hat man vielleicht auch länger nicht gesehen, man fühlt sich bei ihm aber gleich ähnlich vertraut und bestens aufgehoben.
Diese wohlige Stimmung setzt sich fort, egal ob rhythmische Percussion-Elemente, Jazz-Klänge oder staubige Drums die voluminösen, dennoch seltsam dezenten Bässe flankieren. Egal, ob der Gesang sich mehr Soul und R'n'B (wie bei Leron Thomas) oder dem Reggae (im Falle Patrice oder Lorine Chia) zuneigt - oder ob Guts und Kollaborateure gleich ganz auf Rap setzen.
"A Glimpse Of Hope" schwelgt in Melodie und Jazz, "We Are All Africans" seinem Titel entsprechend auf Soundelemente vom Schwarzen Kontinent. "Looking For The Perfect Rhodes" grüßt - klar! - in Richtung Afrika Bambaataa, Guts kommt dem Ziel seiner Suche mit diesem gut fünfeinhalb-minütigem Track schon ziemlich nahe.
Neben dem als einzigen eine Spur dunkler gefärbten "Innovation" mit Meister Masta Ace geht aber "Man Funk" als Lieblingsnummer durch: Mit dem Charme eines 70er-Jahre-Blaxploitation-Streifens groovt die Nummer ums Eck, Leron Thomas gibt den "sex panther on the chase", und wenn dann noch spacige Elektroeffekte grummeln und blubbern, meint man, es sei einem soeben George Clintons Mothership am Ohr vorbei gezischt.
Am Ende, after all" beschert einem "Hip Hop After All" neben einem breiten Lächeln und einem zufriedenen Seufzer die gar nicht einmal sooo neue Erkenntnis: Hach, "it'ain't nothing like hip hop music"!
2 Kommentare
Kein Hit??? As the World turns und auch MAn Funk sind beides Hits! Das Beste was ich in Sachen "Hip Hop" seit langem gehört habe!
https://www.youtube.com/watch?v=fJGNL3KuI5A