laut.de-Kritik
Roughe Party-Riffs und haufenweise Models.
Review von Eberhard DoblerMit der "More Than A Decade"-DVD und einer parallel erscheinenden CD (inklusive den brandneuen Tracks "True Faith" und "Stop Talking To Me") möchte das Ex-Label der H-Blockx (übrigens mit freundlicher Unterstützung des neuen) am Weihnachtsgeschäft partizipieren. Dem Fan schadet's nicht, kriegt er doch einiges zu sehen.
Zu Beginn klang eine der ersten Crossover-Bands Deutschlands eher wie eine Covercombo. Die H-Blockx haben aus ihren Vorbildern nie ein großes Geheinmis gemacht. Selbstverständlich waren die Jungs aus Münster Anfang der Neunziger von den Red Hots (deren Songs sie zu Beginn regelmäßig coverten), RATM bzw. der Explosion aus Hip Hop und Alternative fasziniert. Auch wenn die Amis meistens eine Ecke dynamischer klangen, lieferten die Blockx gute Live-Shows und ordentlich Songs ab. Sie betraten zwar nie musikalisches Neuland, wussten aber immer, was ihre Kernkompetenz ausmachte: roughe Party-Riffs. Davon legen ihre Videos Zeugnis ab.
Das unschuldige Posing in "Move" und "Risin' High" weckt nette Erinnerungen: ein unbekümmert old schooliges Set, das auch die Beastie Boys verwendet hätten. Tracks wie der Funkrocker "Go Freaky" kamen wesentlich kompakter daher, während die Balladen der Blockx ("Little Girl", "Time Of My Life") immer viel zu berechenbar blieben. Auch einer der größten Banderfolge, das Cash-Cover "Ring Of Fire", brauchte diese Welt nicht. Dafür fehlt das nicht gerade jugendfreie Party-Video "C'Mon" ebenso wenig wie das am Rechner entstandene "Leave Me Alone" - laut Fronter Henning Wehland das vielleicht beste Video.
Zu den coolsten Nummern gehört aber das in L.A. gedrehte "Fly". Das ausgewachsene Groove-Rock-Stück zeigt, dass die Münsteraner 1998 inpunkto Songwriting auf der Höhe waren. Am Kit saß übrigens der in Drummer-Kreisen bekannte Marco Minnemann. Fürs neueste Video, das Rick Springfield-Cover "Celebrate Youth", stand Dinosaur Jr.s Golf-Clip Pate, auch wenn Henning und Dave Kappa mittlerweile gerne golfen gehen. Ansonsten fällt der Live-Charakter vieler Clips auf und natürlich: haufenweise Models -"Hedonismus-Bräute" wie es Henning ausdrückt.
Kommentare von Henning und Gitarrist Tim Tenambergen, die sich nach den Clips zu- oder abschalten lassen, ergänzen die 16 Videos. Im improvisierten Interview berichten beide von den Anfängen der Band (der erste Gig fand am 6. Februar 1990 statt) oder dem Erlebnis als Teil des Vans Warped Tour-Trosses 1999 durch die USA. So beatboxten die Black Eyed Peas zu "Move" und "Risin' High". In der Live-Sektion präsentiert sich die Band im wahrsten Sinne des Wortes ungeschönt, die Blockx haben eben nichts zu verbergen. Im November sind sie wieder auf Ochsentour.
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