Hans Nieswandt - " The True Sound Center"

Ah, der Nieswandt Hans. Zu Zeiten unseliger Fron (sprich dem Verfassen meiner Diplomarbeit) war dessen Buch "Plus Minus Acht" (KiWi) eine überaus gern goutierte Feierabend-Lektüre, ein duftes Betthupferl, das obendrein munter Frohsinn und Kurzweil bescherte mit Anekdoten aus einem Leben als DJ und Mitglied von Whirlpool Productions.

Die sind bekanntermaßen auf Eis gelegt, die ehemaligen Mitstreiter Justus Köhncke und Eric D. Clark auf eigenen Pfaden unterwegs. Nieswandt selbst hatte neben all den zahlreichen Beschäftigungen als Autor, DJ und Radiomoderator immer noch Zeit und Muße, im heimischen Studio an eigenem Material zu arbeiten, das schließlich in seinem zweiten Soloalbum nach "Lazer Muzik" mündete.

"The True Sound Center" fällt zunächst mit einer betont offenen Haltung auf. Mit vernehmlichen Pop-Zitaten und Querverweisen in Richtung Disco wie New York-House produzierte Nieswandt mit Unterstützung von Hartmut Wessling alias Decomposed Subsonic (der mit den blauen Löwen) eine mal deepe, mal slammende, mit reichlich Vocals (u.a. Gabriel Ananda & Erobique) gesegnete House-Platte.

Ein Werk, das mit einem Rio Reiser-Cover ("Dr. Sommer") aufwarten kann, das man guten Gewissens als solide bezeichnen darf. Und das eigentlich besser wegkommen würde, wenn, ja, wenn nicht dieser Gesang wäre, der mehr als einen Moment des Zwiespalts bereitet, dessen Thematik bzw. Umsetzung hart an der Grenze des (Un-)Erträglichen laviert. Irgendwie fühlt man sich unweigerlich an Spezis wie Andreas Dorau erinnert.

Hier zeigt sich wieder einmal, wie schwierig es ist, in deutscher Sprache sinnige Texte zu verfassen, eine entsprechende Wortwahl und Ausdrücke – frei von Kitsch und Trivialität – zu finden. Einerseits um nicht gleich dem Generalverdacht der Verbreitung seichten Schlagerguts ausgesetzt zu sein, andererseits um nicht gestelzt oder gar verkopft daher zu kommen. Wohl auch eine Frage von Hörgewohnheiten. Im Zweifelsfall zieht meiner einer das Instrumentale dann doch dem Vokalen vor – egal in welchem Idiom.