laut.de-Kritik
Grüße aus der Großraumdisse.
Review von Markus BrandstetterAn einem schlechten Ruf leidet Robbert van de Corput alias Hardwell als House-DJ nicht wirklich. Zum zweiten Mal wurde der 27-jährige vom DJ Magazine zum Nummer-Eins-DJ gekürt, und wenn er in New York City ist, spielt der Gute auch schon mal im Madison Square Garden. Auch als Produzent von anderen genreangehörigen Künstlern muss sich der Mann keine Sorgen um das eigene Girokonto machen.
Zeit für ein Soloalbum. "United We Are" hat er's genannt, und so zeigt er uns gleich mit dem ersten Track auch gleich, wo wir uns hier befinden: nämlich in der Großraumdisse. Aber anständig. Sagen wir's mal so: wenn's um Bässe geht, ist hier natürlich nicht unbedingt Weltspartag.
Die Viertelbassdrum gibt die Dramaturgie an, die Synths gleiten – und dann wären da noch die Gastvokalisten. Denn "United We Are" will anscheinend mehr sein als ein rein körperzentriertes Album, dessen künstlerischer Zweck in erster Linie die Modifizierung des Ruhepuls darstellt.
Die Stücke wollen nämlich auch Popsongs sein. Dafür hat er sich einige Gastvokalisten ins Boot geholt, Jason Derulo zum Beispiel. Der darf dann nach einem kurzen Synth-Inferno zu Gitarren-Powerchords einen stereotypen Nullsummen-Popsong anreißen. Bei "Sally" mit Harrison am Gastmikrophon wird das leider nicht viel besser. Nach diesem anfänglichen Tiefpunkt erholt sich das Ganze allerdings schon bei "Let Me Be Your Home" gemeinsam mit Bright Lights eingermaßen. Es folgt ein durchwachsenes Dance-Album in HD mit einer ganzen Reihen an Plattitüden und Klischees.
Das Album erfüllt seinen Zweck. Am ehesten ist "United We Are" immer dann hörbar, wenn es die EDM- und Synthmuskeln anständig flext. Wenn es dann um Songminiaturen geht, kommt es aber über "Sangria im Kübel saufen"-Niveau nicht hinaus.
Noch mal zur Großraumdisse: wer sich dort fühlt und gerne auch mal die eine oder andere Avicii-Nummer auflegt, der wird auch gegen "United We Are" nix haben. Alle anderen werden damit erst in Berührung kommen, wenn Coldplay bei ihrer nächsten Platte mal wieder ein paar Eurodance-Beats brauchen. Darauf einen Eimer Sangria. Wohl bekomm's!
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