laut.de-Kritik
Macht weiter, wo Flying Lotus aufgehört hat.
Review von Daniel StraubUm es gleich vorwegzunehmen: Den Eindruck, dass die Studiogeräte hier den IQ ihres Besitzers übersteigen, hat man auf "When Machines Exceed Human Intelligence" zu keinem Zeitpunkt. Das wäre auch mehr als erstaunlich, schließlich ist Harmonic 313 ein Soloprojekt des Briten Mark Pritchard. Der hat seit 1991 unter einer Vielzahl von Projektnamen veröffentlicht und dabei ziemlich jedes Genre elektronischer Musik einmal ausprobiert. Von Ambient über Minimal bis hin zu Drum'n'Bass war alles dabei. Für Harmonic 313 hat sich Pritchard Detroit Techno, Electro und Hip Hop zurechtgelegt.
Seine Leidenschaft für Hip Hop, Science-Fiction-Soundtracks und Easy Listening lebt Pritchard bereits seit Ende der 90er Jahre gemeinsam mit Dave Brinkworth unter dem Pseudonym Harmonic 33 aus. Gemeinsam hat das Duo zwei Longplayer veröffentlicht. Für die aktuellen, stärker auf die Tanzfläche zugeschnittenen Tracks von Harmonic 313 hat Pritchard die Kontrolle über die Studiogerätschaften allerdings allein übernommen.
Somit kann Marc Pritchard hier seine Leidenschaft für elektronische Musik aus Detroit in vollen Zügen ausleben. Das hat er bereits in den frühen Neunzigern als Link getan und mit "Amenity" ein Minimal-Meisterwerk geschaffen, das sich auch heute immer mal wieder in den Sets von Richie Hawtin findet. Allerdings sind die Jahre an Pritchard auch nicht spurlos vorübergegangen. Gerade Beats sind seine Sache nicht mehr. Gebrochen-komplexes wie beim Opener "Dirtbox" trifft da schon eher seinen Geschmack. Das gilt auch für die eigenwilligen Melodiefragmente, die "Dirtbox" zu einem Stück machen, das die Zuhörer auf Distanz hält.
Das ändert sich jedoch gleich im Anschluss. Techno-Bewanderte werden bei "Cyclotron" nicht lange nachdenken müssen, um die Referenz zu erkennen: Klar, das Stück ist eine Hommage an Techno-Erfinder Juan Atkins alias Cybotron. Auf intelligente Art und Weise "remixt" Pritchard hier den Cybotron-Klassiker "Clear". Ein ganz großer Einstieg, der mit der dunkel-schleppenden Nummer "No Way Out" seine Fortführung findet. Das verträumte Breakbeat-Stück "Köln" mit seinen Aphex Twin-Anleihen rundet das erste Albumdrittel ab.
Leider kann Pritchard das Niveau in der Folge nicht ganz halten. Der extrem melancholische Charakter der ersten Tracks wird deutlich zurückgefahren, die intensive Atmosphäre von Beats in den Hintergrund gedrängt - siehe etwa "Word Problems". Aber auch solche Stücke, die beim ersten Durchhören keinen prägnanten Eindruck hinterlassen, geben später eine neue Facette von sich preis. Und selbst wenn Phat Kat und Elzhi zu "Battlestar" rappen, schwebt über allem die "313", der Area Code von Detroit.
6 Kommentare
A propos Flying Lotus..
Warum zur Hölle wird auf laut u.A. diversester Schund in all seinen Facetten rezensiert, dafür aber so eine Wahnsinnsplatte wie "Los Angeles" nicht?
Gerade "nebenan" wird der neueste musikalische Meilenstein von Roger Cicero ausführlichst bewertet.. und hierzu gibt's dann garnichts. Warum? Bei derlei ernüchternden Feststellungen schwillt mir doch glatt der Kamm!
Würde dem Album 4/5 geben.
Los Angeles ist wirklich krass!
was, wenn es jemand aus der redaktion privat hört ergo besitzt? wär ja möglich, dass die lautschen schreiberlinge sich auch für musik interessieren, wenn sie das büro verlassen haben.
ich habe nie gesagt, dass sich meine ansprüche im bereich des realistischen befinden und dass sie irgendwer beachten muss. ich beschwer mich nur gern pauschal.
warum gibts für sowas keine community-funktion, ich würd sofort eine schreiben. laut 2.0? aufbruch ins neue webzeitalter? hagbard celine in der luftbahn, der griff nach den sternen?
Naa, biddää...
doch. die cd kam sogar an. war ein (nicht besonders ruhmreiches) koordinationsproblem, dass die liegengeblieben ist. auch private-sachen besprechen ist natürlich möglich. warum auch nicht? wir werden ja nicht dafür bezahlt nur promos zu besprechen...
Dann besprecht sie noch, losloslosloslosloslos!
fail unso