laut.de-Kritik
So schön können Tragödien klingen.
Review von Sarah-Nina RademacherDer Rock'n'Roll-Lifestyle ist nicht gerade die gesündeste Lebensweise und viel zu oft schlägt der Tod knallhart zu. So auch bei den Hawthorne Heights: Gitarrist Casey Calvert starb 2007 einfach im Tourbus. Wer den ungewöhnlich melodiösen Post-Hardcore-Style der Jungs schon zu Zeiten von Calvert kannte, der schluckt vielleicht jetzt kräftig.
Mit drei Gitarristen und einem Bassisten unterschied sich der Stil der Band deutlich von anderen Combos. Geht das jetzt auch ohne ihn? Klar, denn mit "Skeletons" zerstören die übrig gebliebenen Hawthorne Heights jede Art von Zweifel. Der Sound stimmt – auch zu viert!
Die Band will Rock'n'Roll und verzichtet auf die Düsterkeit, die auf dem Vorgänger-Album "Fragile Future" regierte. "Skeletons" klingt rebellisch und frisch. Laut aufheulende Gitarren, geben das Zeichen zum Abrocken. Markante Hooks prägen sich selbst bei musikalischen Dilettanten im Gedächtnis ein. All das serviert schon der Opener "Bring You Back".
Beim Hören der Platte merkt man es immer wieder; Calvert ist allgegenwärtig. "It was the middle of the night, when I heard you took your life." Lyrische Vergangenheitsbewältigung dieser Art, findet man immer wieder auf "Skeletons". The Pain is real!
Der Tod lähmt aber nicht, denn die Band wandelt diesen in pure Energie um. "I do anything, if it would bring you back. I'd go anywhere, if you’d show me the map." All das geht eine Etage höher zu Kollege Calvert. Gänsehaut pur!
"Nervous Breakdown" und "Unforgivable" schrauben sich nach einmaligem Hören tief in den Gehörgang. Wer es ein wenig experimenteller mag, der sperrt bei "Drive" die Lauscher auf. Das Intro startet elektronisch, bevor der mächtige Chorgesang der Band, die nötige Härte in den Song bringt. Da möchte man gleich den großen, schweren Hitstempel rausholen.
Ob dies die Tragödie um Calvet als Anstoß brauchte, sei dahin gestellt. Die gewaltige Stimmvariation von Woodruff macht "Skeletons" zu einem musikalischen Happening. Langweilig sind die 13 Songs nicht und mit dem finalen Song "Boy" beweisen Hawthorne Heights, dass sie auch das Zeug zu theatralischen Abschlusshymnen haben.
Mit ihrem Album beweisen die vier Jungs aus Ohio, dass sie wieder mitten im hier und jetzt stehen. "Skeletons" ist ein Statement für das Leben, ummantelt in den schönsten und explosivsten Klängen.
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