laut.de-Kritik
Diese Musik beruhigt Körper, Geist und Seele.
Review von Kai ButterweckSongs von Heather Nova entstehen zumeist im stillen Kämmerlein. Abseits vom Trubel der Metropolen dieser Welt lässt die Bardin ihre musikalischen Ideen gerne an einsamen Stränden, im Schlafzimmer oder auf der sonnendurchfluteten Terrasse reifen. Bisweilen bleibt es dann auch dabei. Das Ergebnis klingt dann so, wie es Heather Nova am liebsten hat: intim, reduziert und porentief rein.
Auch auf ihrem neunten Studioalbum gönnt sich die Sängerin hin und wieder eine Auszeit. Das sind dann Momente, in denen die ansonsten scheue Künstlerin ihre Pforten besonders weit öffnet. Da wäre beispielsweise "Sleeping Dogs"; ein Song, nur getragen von der Akustischen und gelegentlichen Ukulele-Tupfern. Viel näher kann man Heather Nova gar nicht kommen als in diesen viereinhalb Minuten.
Das sirenenhafte "I'm Air" gewährt einen ähnlich tiefen Einblick in das Innerste der Sängerin. Umherschwirrende Geigen sorgen zusätzlich für Gänsehaut. Eine weitere Minimal-Offenbarung ist das abschließende "Moon River Days". Drei Minuten lang lauscht man lediglich Heathers Stimme und einer melancholisch vor sich hin schaukelnden Ukulele, ehe sich im Background eine trockene Rim Shot-Rhythmik dazugesellt.
Wer die ruhigen Akzente ihres letzten Albums ("300 Days At Sea") ins Herz geschlossen hat, der kommt also auch anno 2015 wieder auf seine Kosten. Aber auch die Heather Nova-Songs, die sie nach der Geburt in fremde Hände legt, wissen seit jeher zu überzeugen. So auch dieser Tage.
Bereits das eröffnende "Treehouse" beweist, dass die Herren Josh Kaler und Jay Clifford - die beiden Arrangeure des Albums – die Art und Weise, wie Heather Nova ihre Songs ummantelt haben will, verinnerlicht haben. Sich auftürmende Synthie-Spuren gepaart mit stoischen Drumsounds aus den Achtzigern sind hier nur sachte akzentuiert: Genau so entfalten sich musikalische Knospen zu Blüten. Auch Erinnerungen an Chris Isaaks "Wicked Game" werden von der Sängerin mit Kusshand ins Repertoire aufgenommen ("Sea Glass").
Sogar vermeintlich ausgewrungene Pop-Strukturen lassen sich mit Hilfe von avantgardistischen Sound-Stickereien in Klangwelten tragen, in denen so manch andere ähnlich gestrickte Songwriterin nur allzu gerne einmal Mäuschen spielen würde ("Girl On The Mountain").
Die Musik von Heather Nova ist und bleibt unvergleichlich. Sie beruhigt Körper, Geist und Seele. Und sie lässt einen nicht mehr los. Es sei denn, man empfindet eine strikte Abneigung gegenüber sanften Singer/Songwriter-Klängen aus dem Herzen Bruchtals. Da kommt Heather Nova doch her, oder etwa nicht? Ach nee, von den Bermudas natürlich. Auch ne schöne Ecke ...
2 Kommentare
Eines ihrer stärksten Alben bislang, ohne Frage. Allerdings liest sich dir Kritik für mich eher wie eine 5 Sterne Wertung. Wofür wurde ein Punkt abgezogen? Erschließt sich mir nicht, geht aber in Ordnung.
Finde das Album okay, aber nicht überragend. Gediegen, gemütlich, schönklingend. Das Abgründige blitzt leider etwas zu selten auf. Für mich eher 3/5. Dennoch eines der besseren Heather-Alben seit der Jahrtausendwende, evtl. sogar das beste. An "Oyster" und "Siren" kommt sie aber nicht ran.