laut.de-Kritik

Dio schreit sich die schwarze Seele aus dem Leib, als ob es kein Morgen gäbe.

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Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass es sich bei Heaven and Hell um Black Sabbath in der Dio-Besetzung handelt. Nach der zu Recht vielgepriesenen Tour vor zwei Jahren ist das Quartett menschlich und künstlerisch einander wieder so nah gekommen, dass man sich kurzerhand entschloss, gemeinsam zu komponieren. Das teuflische Ergebnis liegt nun vor. Ein mehr als gelungener Höllentrip durch die "Headless Cross" gesäumten unheiligen Sümpfe klassischen Schwermetalls und Oldest School Dooms.

Obwohl die Credits allesamt Dio/Iommi/Butler ausweisen, hört man sehr schnell heraus, dass vor allem der große Gesangsmagier und der grimmige schwarze Gitarrenritter federführend sind. Beide kreuzen ihren Klingen und brauen daraus ihren ebenso scharf wie hypnotischen Metal-Absinth. "Follow The Tears" kriecht unaufhaltsam mit schweren Ketten und giftigem Grinsen in die Ohren.

Man kann sich vorstellen, wie der miesepetrig dreinblickende Iommi so humorlos wie Hagen von Tronje im Studio seine Riffs stoisch herausschleudert. Während der 67-jährige Dio - dem Alter trotzend - den mystischen Schamanen gibt. Überhaupt ist die Gesangsleistung des kleinen Kaliforniers unfassbar. Der älteste Heavy Metal-Shouter der Welt und Erfinder der Devil's Horns-Geste schreit sich die schwarze Seele aus dem Leib, als ob es kein Morgen gäbe.

Mit diesen Zutaten entwickelt sich "Bible Black" zu einem echten Song-Blockbuster. Atmosphärisch und vielschichtig rockt die schwarze Bibel jeden noch so gläubigen Kirchgänger in knapp sieben Minuten aus dem Gotteshaus. "I've seen religion; but the light has left me blind; take me back; I must have the bible black."

"Rock'n'Roll Angel" erweitert das Spektrum um sanfte, ein wenig spanisch anmutende Gitarren. Den Refrain wird man nicht mehr los. "Eating The Cannibals" ist hingegen eher ein typischer Dio-Klopper aus der "We Rock"-Küche.

So pendelt das ganze Opus entschlossen zwischen schleppenden Doom-Monstern und vergleichsweise leichtfüßigen Hardrock-Elfen hin und her. Die komplexen Arrangements und vielfältigen Melodien entfalten ihre ganze Schönheit erst nach mehreren bewusst gehörten Durchläufen so richtig.

Die Lyrics sind - wenig verwunderlich - sämtlich von Ronnie James verfasst und bieten die gewohnte Tour de Force durch phantastische Welten. Hier und da erblüht am Wegesrand ein wenig Sozialkritik oder Romantik.

Für mich deckt die tolle Scheibe den gnädigen Mantel des Vergessens über das zerfahrene letzte Studiowerk "Dehumanizer" von 1992. Es gehört viel mehr direkt ins Regal neben dem Monolithen "Heaven And Hell" aus dem Jahr 1980. Die Rückbesinnung auf ureigene Talente bläst jeden Rost aus dem nicht mehr ganz so taufrischen Genre. Ich bleibe hypnotisiert und folge den Altmeistern willenlos wieder und wieder in ihren schwarzmagisch dunklen Zauberwald.

Trackliste

  1. 1. Atom And Evil
  2. 2. Fear
  3. 3. Bible Black
  4. 4. Double The Pain
  5. 5. Rock And Roll Angel
  6. 6. The Turn Of The Screw
  7. 7. Eating The Cannibals
  8. 8. Follow The Tears
  9. 9. Neverwhere
  10. 10. Breaking Into Heaven

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67 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Soll ja eine tolle Bluesrock-Band gewesen sein. Ich kenne nur "Here I Go Again" (87), das macht mich Brechen gehen wollen.

    50 Tacken finde ich aber auch in Ordnung für eine Band von diesem Kaliber. So viel möchten Dream Theater aktuell auch haben, und die sind dann auch etwas, äh, füllen Sie ein Adjektiv Ihrer Wahl ein.

  • Vor 15 Jahren

    Gerade durch Zufall gesehen, dass bald ein Auftritt von Heaven & Hell im TV zu sehen ist. Und zwar in der Nacht auf den 13.07.09 um 0:25 Uhr im WDR (Rockpalast). Von der aktuellen Tour.

  • Vor 15 Jahren

    fettes album und wieder einmal der beweis das t.iommi sein seele schon lange an den teufel verkauft hat