laut.de-Kritik
Benjamin Sotto röchelt wie ein Igel mit Lungenkarzinom.
Review von Michael EdeleAlso, es gibt so ein paar Sachen, die gehen einfach gar nicht. Frauen in Unterwäsche mit Raubkatzenmuster, ein Schweizer in der Sendeleitung von Sat.1, Cola mit Vanille-Geschmack, Kollege Dobler mit Haaren auf der Murmel oder eine weitere Amtszeit für George W. Bush.
Dazu möchte ich ab heute auch Power Metal-Bands gezählt wissen, die sich erstens an Themenbereichen vergreifen, die schlicht und ergreifend nicht zu Bombast-Tönen passen, und zweitens mit einem Intro aufwarten, bei dem sich Christopher Lee den Pfahl, wenn schon nicht direkt ins Herz, wahrscheinlich in beiden Ohren treiben würde. Das ging ja mal voll in die Hose, Jungs. Hatte ich bei Rage und dem Thema Great Old Ones schon ein leichtes Ziehen in der Magengegend, bekomme ich bei Heavenly und ihrer Vampir-Geschichte schon richtiges Darmgrimmen. Das mag jetzt vielleicht pedantisch klingen, das ist mir als ehemaliger "Vampires - The Masquerade"-Rollenspieler aber schnurz.
Thematisch also schon mal ein fettes Minus auf der Kelle, wenden wir uns nun aber der Musik zu. Von wirklich eigenständigen Trademarks würde ich hier nicht unbedingt sprechen, was aber auch kein wirklicher Beinbruch ist, da das Feld des bombastischen Power Metals nur noch selten richtig außergewöhnliche Pflänzlein hervorbringt. Bemerkenswert ist das dritte Langeisen der Franzosen aber allemal, wenngleich vor allem die Vergleiche mit Gamma Ray zu Ralf Scheeper-Zeiten nicht ausbleiben werden. Sänger Benjamin Sotto, der glücklicherweise nur noch selten zur Hodenzange greift und sich eher im mittleren Kopfstimmenbereich bewegt, weiß sogar mir zu gefallen und erinnert nicht selten an den Hünen, der jetzt bei Primal Fear singt. Vor allem bei dem ruhigen Teil von "Miracle" muss ich immer wieder an "The Silence" von Gamma Ray denken.
Musikalisch lassen die Untertanen von Chirac gar nichts anbrennen, was sie aber nun auch nicht von unzähligen anderen Acts im Bombast Genre unterscheidet. Zwar sind Songs wie "Lust For Life" oder "Illusions Part II" nicht wirklich schlecht, aber mit den stellenweise überlangen Stücken stellen sie sich selbst ein Bein. Es kann eben nicht jeder auf Dream Theater-Wegen wandeln, ohne dass es langweilig wird. Auch ist Benjamin schwer ernst zu nehmen, wenn er versucht, etwas rauer zu klingen. Erinnert an einen Igel mit Lungenkarzinom, also nicht wirklich gefährlich. Es gibt so ein paar Sachen ...
1 Kommentar
Also ich stimme dem Review im Grossen und Ganzen zu , wobei ich sagen muss , wenn man von der Sache mit dem Thema mal absieht und Heavenly nicht mit anderen Bands vergleicht , sondern sich einfach mal Abends in seinen Stuhl setzt und die Anlage aufdreht , dann kommt man nicht daran vorbei mitzusingen und zu headbangern. Ich höhre diese Scheibe seit 3 Jahren auf und ab und kriege immer noch nicht genug und das will bei mir schon was heissen. Wenn man von kleineren Mängeln mal absieht ist diese Scheibe meiner Meinung nach schon jetzt ein Power Metal Klassiker.