laut.de-Kritik
Zwischen Kunst und Carmen Nebel.
Review von Artur SchulzDa stand er dann auf der Bühne der ZDF-Show "Willkommen Bei Carmen Nebel" beim großen Finale - neben ihm Helene Fischer und DJ Ötzi. Cindy & Bert, Bata Illic und Gaby Baginsky klatschten derweil in Village People-Verkleidung zum Abgesang "YMCA" auffordernd in die Hände. Doch der irritiert wirkende Kunze bewegte seine nur seltsam asynchron und widerwillig. Zwischen Kunst und Carmen Nebel möchte man da sagen. Die Gunst der Stunde sieht jedenfalls anders aus.
Mit Rock hat der Einstieg "Hunderttausend Rosen" zur aktuellen Scheibe ebenfalls nichts zu tun, schon eher mit Allerwelts-Pop. Die Textzeilen "Blüten soll es regnen / und ich will dir begegnen / unter einem roten Himmelszelt" erläutert Kunze in der Begleitinfo so: "Wenn Elvis lebt, dann lebt Hildegard Knef schon lange!" Aha. Zu mehr als einer gut gemeinten Hommage taugt der Track dennoch nicht.
"Ich Glaub Du Liebst Mich" zelebriert die Deutschrock-Schablone der Achtziger, inklusive knalliger Bläser - und müffelt stark nach Westernhagens "Sexy". Weniger ist eben oft effektiver. Das beweist "In Der Mitte Der Sanduhr", bei der Kunze akustische Gitarren-Elemente in den Vordergrund stellt.
"Kampfzone Mitte" thematisiert hingegen den kulturell-geistigen Verfall in Großstädten. Kunze setzt das brisante Thema als nachdenklicher Beobachter zwar untadelig um, aber leider nicht als musikalischer Wutbürger. Das Arrangement knallt kaum mehr als eine Zündplättchen-Pistole.
"Ich Liebe Dich" hält dann, was der Titel verspricht: Der Song überzeugt im klassischem Balladen-Aufbau und mit unpeinlichen Lyrics zum Thema Nr. 1. Und doch wirken Passagen wie "Ich habe viel zu sagen / und fast noch mehr zu singen" fast wie eine Drohung.
Eine Award-Nominierung hat Heinz Rudolf übrigens schon sicher - die für das lausigste Cover des Jahres: Augenkrebsfarben, ein sinnloses Federvieh und Kunze selbst, der als Hauptdarsteller für ein kommendes Roy Orbison-Grusical taugen würde.
Das "Trockne Deine Tränen"-Taschentuch reißt Kunze zu heftig aus der Schlager-Jackentasche. Viel besser macht es da "Der Stille Gast", dank abgestimmter Atmosphäre und einer packenden Story um die Endlichkeit des Lebens.
Und so fällt das Urteil zwiespältig aus. Präzise Analysen wie auf "Wie Man Tanzt Und Singt" verlieren durch eine meist zahnlose Produktion in Sachen Gefälligkeits-Rock an Wert. Ecken und Kanten findet man in der Vita Kunzes zwar durchaus, 2011 tauchen diese leider kaum noch auf.
4 Kommentare
"Zwischen Kunst und Carmen Nebel".... Wie geil XD
"musikalischer wutbürge" sehr schön
öhm... er stand bei carmen nebel, also macht er schlager. WIESO ZUR HÖLLE WIRD DER BEWERTET??
der absolute Tiefpunkt des HRK