laut.de-Kritik

66 stimmige Minuten Okkult-Metal.

Review von

Nachdem Hell zu ihren Hochzeiten zwar eifrig tourten, jedoch nie ein Album aufnahmen, hat sich nun Produzentenlegende Andy Sneap der Sache angenommen. Er hat "Human Remains" nicht nur produziert, sondern auch an der Gitarre mit eingespielt.

Man betrachtet Hell - nicht zu Unrecht, ihre ganze Vorgeschichte gibts im Porträt zu lesen - als Mitbegründer des Occult Metal. Passenderweise ist ihr Album auch 66 Minuten lang und wird an einem Freitag, den 13. veröffentlicht.

Der Rahmen könnte stimmiger also kaum ausfallen. Dass Sneap, was den Sound betrifft, keine halben Sachen macht, versteht sich von selbst. Viel interessanter ist doch, ob Songs aus den frühen 80ern fast 30 Jahre später nicht ein wenig altbacken klingen. Und wie ersetzt David Bower, der bislang eher als Schauspieler bekannt war, den verstorbenen Dave Halliday?

Keine Sorge: Verstaubt klingt hier nur wenig, und die Theatererfahrung kommt Gitarrist Kevs Bruder am Mikro eindeutig zugute. Das merkt man vor allem in "Blasphemy And The Master" mit seinem theatralischen Mittelteil, den Chören und dem ganzen anderen Brimborium. "Macbeth" steht dem aber natürlich in nichts nach, ganz im Gegenteil.

Allerdings dürften sich an David trotzdem die Geister scheiden. Seine Stimme ist zwar sehr eigenständig, jedoch zugleich ausgesprochen gewöhnungsbedürftig. Das trägt zwar zur Theatralik bei, nervt auf Dauer aber entsprechend. Somit sind Vergleiche zu Mercyful Fate durchaus angebracht und tragbar, auch was die musikalische Umsetzung angeht.

Die Songs haben gerne einmal Überlänge, bleiben aber durch das geschickte Songwriting immer spannend und schlüssig. Durchaus beeindruckend, wenn man bedenkt, dass das Material, wie erwähnt, stellenweise beinahe 30 Jahre auf dem Buckel hat. Hell bewegen sich im klassischen Heavy Metal, was man vor allem im nach wie vor treffenden "Save Us From Those Who Would Save Us" sehr schön hört.

Klar, auch Hell kommt der Hype um Occult-Bands wie The Devil's Blood oder Blood Ceremony zugute, doch sie bieten dem Metalfan tatsächlich auch haltbaren musikalischen Wert. Vielleicht wird es ja nach 30 Jahren doch noch was, mit einer Karriere?

Trackliste

  1. 1. Overture Themes From Deathsquad
  2. 2. On Earth As It Is In Hell
  3. 3. Plague And Fyre
  4. 4. The Oppressors
  5. 5. Blasphemy And The Master
  6. 6. Let Battle Commence
  7. 7. The Devils Deadly Weapon
  8. 8. The Quest
  9. 9. Macbeth
  10. 10. Save Us From Those Who Would Save Us
  11. 11. No Martyrs Cage

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