laut.de-Kritik
Gute Untermalung für die Ziehung der Lottozahlen.
Review von Alexander CordasJose Angel Hevia Velasco bläst wieder zum Angriff. Hat der Asturier vor drei Jahren die Welt des Dudelns und Sackens unter Zuhilfenahme seines Instruments mit "The Other Side" in Erstaunen versetzt, so gelingt ihm dieses Kunststück heute nur noch in Ansätzen. Der Opener "Taramundi 130" flötet zwar in Uptempo-Manier nach vorne. Gut geraten und filigran gespielt, da kann man dem Könner an der Bagpipe nicht an den Karren fahren.
Auch "Carretera D'Aviles" spielt in der oberen Liga. Mit sanften Beats untermalt kreiert der Spanier ein atmosphärisches Stückchen Musik. Ab "La Carriola" driftet das Gedudel jedoch in ziemlich platte Gefilde ab. Die instrumentale Begleitung fällt ziemlich seicht aus, ist glatt und nichtssagend produziert, selbst die Konserven-Bassdrum kommt alles andere als druckvoll rüber.
Manche Parts, wie die Flamenco-Gitarre in "Tirador", wirken aufgesetzt und lassen das Liedgut wenig homogen erscheinen. Hinzu kommt als überflüssiges Sahnehäubchen ein Track wie "El Torques", der auch als Untermalung für die Ziehung der Lottozahlen herhalten könnte.
Zwar lockern die dezenten Breakbeats die Stimmung etwas auf. Das hilft bei einer derart schmalzigen Melodie nur begrenzt. Hevia muss sich an seinem letzten Output messen lassen. "The Other Side" konnte mit einer gelungenen Mischung aus handwerklichem Können und songschreiberischem Talent aufwarten. Die pathetischen Elemente in seinem Sound erfuhren so ihre Rechtfertigung.
Leider verschiebt sich dieses Gleichgewicht ganz gehörig in Richtung Pathos, und es bleibt ein enttäuschender Rest übrig, der ziemlich heftig nach Alibi müffelt. Bei einem Ausnahmemusiker wie Hevia ist das einfach zu wenig, um zu punkten. Der Titel "Étnico Ma Non Troppo" ("Ethnisch, aber nicht zu viel") erweist sich indirekt als bedeutungsschwangere Prophetie. Vielleicht wäre hier ein wenig mehr in der Endabrechnung wirklich mehr gewesen. So viel Flachheit konnte man dem Spanier nicht unbedingt zutrauen.
Noch keine Kommentare