laut.de-Kritik
Honig im Kopf? Hirn in der Musik!
Review von Kerstin KratochwillDas ursprüngliche Solo-Projekt von Stefan Honig hat sich mittlerweile zu einer Band ausgeweitet, und auf "The Last Thing The World Needs" sind erstmalig nicht Honigs ausgearbeitete Akustikmelodien zu hören, sondern Kompositionen von Honig – der Band. Zu dieser gehören inzwischen fest Stefan Honig (Gesang, Gitarre), Olivia Sawano (Keyboard, Piano), Martin Hannaford (Gitarre), Felix Hornung (Bass) und Marcel Schmitz (Schlagzeug).
Auf ihrem vierten Album stutzen Honig die Indiefolkwurzeln zugunsten eines poppigeren, vielschichtigeren Anspruchs, die Songs erscheinen dadurch etwas breiter, bekommen zuweilen sogar einen epischen Charakter. Der vielfache Einsatz eines hymnischen Chores wie im zarten "Mrs Vertigo" unterstreicht diesen Eindruck noch. In solch elegischen Momenten erinnern Honig dann etwas an Connor Oberst oder Get Well Soon.
Die Single "Counterfeit Gallery" ist mit ihrer komplexen und dennoch mitreißenden Melodie das Highlight des Albums: Mit Handclaps und Hit-Verdacht gelingt Honig hier ein charmant-schlauer tanzbarer Indietrack. Und diese beschwingte Art steht Honig gut, denn auch in den Songs "The Polyester Road" oder "Handshake Is A Contact" Sport zeigt sich eine neue Freude der Band an euphorischen und eingängigen Melodien, die aber dennoch von verschachtelter und vertrackter Struktur sind.
Der Titel des Albums ist demnach ein klassisches "Fishing For Compliments", wenn er zu fragen scheint: "Das Letzte, was die Welt braucht" – ist ein neues Indiepop-Album einer deutschen Band? Nein, wenn sie so intelligent gemacht ist wie hier, hört die Welt das durchaus dankbar an. Zwar heben Honig die musikalische Welt nicht aus den Angeln, doch die kleinen und großen Geschichten in den Songs, die sie mit fein komponierten Melodien unterlegen, sorgen nicht für klebrigen Honig in den Köpfen, sondern sind mit Herz und Hirn geschrieben.
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