laut.de-Kritik
Die Noise-Punks satteln um auf Synthie-Kraut-Disko.
Review von Kerstin KratochwillDie Band, die sich nach einem Parasiten benannt hat, der sich im Inneren seines Wirtes festhakt, bedient sich derselben Methoden, wenn auch nicht so blutig oder gar tödlich. Im Gegenteil: Hookworms jagen mit repetitiven und rhythmischen Mitteln ziemlich viel Leben und Energie in die Blutbahnen der Hörer.
Pingpongartig beginnt die wilde Fahrt in Hookworms neuer Achterbahn-Attraktion "Microshift": Im Gegensatz zu früheren Alben rüsteten die Briten elektronisch auf, ohne jedoch ihren Kern zu vernachlässigen. Auch auf dem dritten Studioalbum dominieren euphorische wie energetische Klänge, ein wabernder, motorischer Kraut-Disco-Rock peitscht durch Songs wie "Static Resistance" und auch das Prinzip Wiederholung, wie es einst Stereolab bis zur Perfektion durchspielten, schimmert durch.
Neu ist der kalte Synthie-Sound, der mit ins Repertoire aufgenommen wurde und der wie eine Verjüngungskur wirkt. Dies schlägt sich auch im Gesang von Matt Johnston (MJ) nieder, der shoutend oft an Arcade Fire erinnert und furios gegen die treibenden Melodien ansingt. Absolut bezaubernd ist er hingegen im Duett mit Alice Merida Richards von Virginia Wings (ein Geheimtipp für Fans von Broadcast und Stereolab): "Each Time We Pass" erfreut die romantisch-melancholischen Herzen von The Postal Service-Anhängern als flirrender Indie-Pop-Flirt.
Es scheint, als habe die Flut, die 2015 das alte Studio der Band unbenutzbar machte, auch den dronigen Sound der Hookworms weitgehend hinweggespült: Mittels Crowdfunding wurde das Studio wieder aufgebaut und dank elektronischer Loops klingt "Microshift" nun cleaner. Nur in den Ecken sitzen immer noch hartnäckig Psychedelic-Noise-Reste aus vergangenen Tagen.
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