laut.de-Kritik

In unsicheren Zeiten verzichtet die Reggae-Ikone auf Experimente.

Review von

"Wir leben im 21. Jahrhundert", erklärte Horace Andy vor gar nicht allzu langer Zeit in einem Interview. "Die Leute können nicht erwarten, dass ich immer noch den gleichen alten Sound mache." Irgendetwas muss passiert sein.

Vielleicht verlangen die "Serious Times", in denen wir leben, aber auch nach besonderen Maßnahmen. Den Vorwurf, "zu modern" zu klingen, der Horace Andy im Laufe seiner bereits Dekaden währenden Karriere längst mehrfach entgegen schlug, braucht er diesmal jedenfalls nicht zu fürchten.

"Serious Times" fällt beinahe schon bedauerlich traditionell aus. In unsicheren Zeiten verzichtet Horace Andy in jeder Hinsicht auf Experimente. Statt dessen besingt er, wie es "Rasta Words" von jeher fordern, die eigene Vergänglichkeit und preist im selben Atemzug den Wert des Lebens und der Liebe.

"Life is so precoius, we can't live without it." Auch wenn dies schwer nach Kifferphilosophie riecht: Der Wahrheitsgehalt lässt sich Binsenweisheiten dieses Kalibers nicht absprechen. Respekt vor der Schöpfung ist und bleibt eine begrüßenswerte Angelegenheit, egal wie oft er bereits gefordert wurde.

Die Präsenz eines Allmächtigen ist für gläubige Menschen, zu denen Horace Andy zweifellos zählt, "So Real", dass auch Heidenkinder die Inbrunst, die Beseeltheit des Gesangs kaum ignorieren können.

Mit dem Pfund seiner äußerst speziellen Stimme wuchert Andy vom Beginn seiner Laufbahn an. Sein Falsett, meist mit einem leisen Wimmern, gelegentlich aber auch mit einem schon beinahe Rock'n'Roll-mäßigen Kieksen geschmückt, erkennen auch Genre-Unkundige mühelos wieder.

Alte Studio-Hasen sorgen begleitend für astreines Handwerk. Stetig voran pluckernde Basslinien, Drumkaskaden, Keyboardakzente und von Produzent Andreas 'Brotherman' Christophersen höchstselbst beigesteuertes Gitarrenspiel gebären warme, einladende Grooves, die sich jedoch in Tempo und Atmosphäre nur minimal voneinander unterscheiden.

Aus der Allianz von Horace Andys Vocals mit Brothermans zeitlosen Roots-Riddims erwächst eine wundervoll angenehme, eingängige Reggae-Platte, die auf Anhieb vertraut wirkt - der eben nur die musikalischen Überraschungsmomente genauso fehlen wie die inhaltlichen.

Trackliste

  1. 1. Serious Times
  2. 2. Crazy
  3. 3. So Real
  4. 4. False Witness
  5. 5. Cool It Down
  6. 6. Your Friend
  7. 7. Rastafari
  8. 8. Trodding
  9. 9. Rumors Of War
  10. 10. Life
  11. 11. Give It Up
  12. 12. Rasta Words
  13. 13. That Light
  14. 14. Love
  15. 15. Cool It Dub

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