laut.de-Kritik
So verdammt frisch klang der Quietsche-Pop seit 1981 nicht mehr.
Review von Michael SchuhAls Depeche Mode-Fan rolle ich beim Namen Dave Bascombe natürlich den roten Teppich aus: hey, dieser Mann hat 1987 "Music For The Masses" produziert. Danke, danke! Wo war ich? Ach ja, Bascombe. Richtig Erfolg im Studio hatte der schon zwei Jahre zuvor bei Tears For Fears' großem Debutalbum. 2001 findet er sich bei Human League wieder, ebenfalls 80er-Unkraut, das trotz musikalischer Zeitgeist-Pestizide (Grunge, Techno) noch immer wuchert wie Brennesseln.
So richtig brennen tut auf "Secrets" vor allem die Bassline der Debut-Single "All I Ever Wanted": trocken hämmert sie sich in Mark und Bein, als hätte Phil Oakey Rat bei neuzeitlichen Elektromagiern eingeholt, die heute beim International Gigolo Label unter Vertrag sind. Doch danken wir einfach Bascombe, denn so verdammt frisch und trendy wie auf "Secrets" klang die League wohl seit "Dare" von '81 nicht mehr. Die analogen Sounds im 80er Style knallen mit dem Wumms der 90er Jahre-Studiotechnik.
Das Abonnement auf Ohrwurm-Refrains haben Human League wohlweislich verlängert, nur sind die ohrknödeligen Lalala-Singalongs streckenweise zu penetrant für meine Lauschkringel. Die potenzielle zweite Single "Love Me Madly?" und "Liar" bewegen sich nahe an altem Dudelpop à la "Heart Like A Wheel". Bei "Never Give Your Heart" dürfen die noch immer niedlichen Human Babes mit ihren Glockenstimmchen bimmeln.
Richtig klasse geraten sind "Shameless" und "Reflections" - so und nicht anders funktioniert Old School Synthie Pop auch noch 2001. Und "Sin City" ist natürlich keine AC/DC-Coverversion, sondern auch Quietsche-Pop par excellence. Was dem flotten Dreier sicher niemand zugetraut hat, sind sieben experimentelle Instrumentals, die aufzeigen, dass hier dieselben Elektroschrauber rotieren, die vor Urzeiten schon "Being Boiled" in schwarze Rillen gebohrt haben.
So was würden Synthie-Schnarchnasen wie OMD eben niemals auf die Reihe kriegen. Dafür lege ich deren CDs ins Feuer. "Secrets" dagegen ab und an in meinen CD-Player.
1 Kommentar
Gutes Statement. Allerdings gefällt mir der OMD Seitenhieb nicht.
Im Gegensatz zu The Human League war ein
Herr MacCluskey über all die Jahre präsent.
Ziemlich soft, zugegeben, aber das ist dann wohl Geschmacksache, oder?