laut.de-Kritik
Die Nordlichter beackern die traditionelle Reggae-Scholle.
Review von Dani FrommMit Reggae aus heimischer Produktion ist das so eine Sache. Zwar hat sich Deutschland inzwischen zu einem recht ordentlichen Standort für karibische Grooves gemausert. Trotzdem kranken die Homegrown-Vibes oft an Farblosigkeit. Es mangelt schlicht an Sonne in diesem Land!
So haftet auch dem Erstling von I-Fire, waschechten Hamburger Jungs, eine gewisse nordische Blässe an. Die drei Vokalisten tun gut daran, die durchaus einprägsamen Stimmen, derer sie sich allesamt erfreuen, (wie in "Zwei Dinge") gemeinsam zu erheben. Andernfalls tönen die Gesänge, wie leider auch das Bläserduo, schon gerne ein wenig schwachbrüstig.
Allerdings stört dieser Umstand den Gesamteindruck nur unwesentlich, der da lautet: Wir haben es unter Garantie mit einem ganz exzellenten Live-Act zu tun. Zu der Tatsache, dass neun Mann hoch auf jeder Bühne per Personalstärke alleine schon Einiges reißen, gesellen sich gutes Gespür für die Roots sowie ein scharfes Auge für das Unterhaltsame im Alltäglichen.
Insbesondere letzteres verleiht den an sich überstrapazierten, trotzigen "Lass uns etwas verändern"-Parolen, die sich mit ebenso abgedroschenen Ganja-Hymnen abwechseln, durchgehend einen witzigen Schliff. Garniert mit einem sympathisch-verschlurchten "Dabadubade", mit Gruß aus dem gepflegten Kifferschlendrian, fress' ich selbst Plattitüden des Kalibers "Ich will high sein, frei sein, ohne Polizei sein" und amüsiere mich dabei königlich.
Musikalisch beackert "Vom Schatten Ins Licht" zwar traditionelle Reggae-Scholle. I-Fire düngen diesen Boden jedoch mit Spuren aus Dancehall, Dub und Rap.
Angefangen bei den voluminösen Bässen des "Intros" über Hip Hop-typische Selbstabfeierei in "Es Geht Voran" oder dem in sich überaus abwechslungsreichen "Fire Fire", die quäkenden Keyboards aus "Zwei Dinge", von einem hübsch voranlaufenden Bass in "Freiheit" bis hin zur akustischen Gitarre und dem leicht wirren Text des im Verborgenen blühenden Bonus-Tracks: Stets bewahren erfreuliche Details vor dem Eindruck des bereits tausendfach Gehörten.
Die eingangs geschmähten Herren an Posaune und Trompete verdienen Lob, wenn sie im Rahmen den "B-Town Boogie" wesentlich wärmer als üblich aufspielen oder cool durch den Hintergrund von "Wir Sind High" jodeln. Beide machen ihre Sache hervorragend. Man möchte ihnen trotzdem eine Extra-Ration Saft und Kraft zuteilen, um ihnen in der rundum explodierenden Fröhlichkeit einen festeren Stand zu verschaffen.
Ein bisschen weniger Moral predigen, das dann dafür mit Nachdruck: Das Vergnügen wäre perfekt. "Stay tuned to Raw'n'Free reggae music." Dieser Aufforderung darf man in jedem Fall bedenkenlos Folge leisten.
2 Kommentare
hab die mal zufällig live gesehen... können echt gut stimmung machen. hat mir gefallen..
Wow, diese Typen sind echt nicht schlecht Big Surprise!
Die Texte sind auch lustig.
- Dabadubade
http://www.youtube.com/watch?v=uBPwb7887aI
- Zwei Dinge
http://www.youtube.com/watch?v=gyry16kaz7Q…
- Wir sind high
http://www.youtube.com/watch?v=DoGbmLKjHTM…