laut.de-Kritik

Metalcore in seiner kümmerlichsten Form.

Review von

Um alle niederschmetternden Erfahrungen in ein einziges, großes Wort zu packen, tauften I Prevail ihr Zweitwerk auf den Namen "Trauma". Das Ziel, gebrochene Herzen mit fest geklopften Depri-Schablonen abzuholen, ist mehr als offensichtlich. Wenn es nur die biedere Berechnung statt der 13 Songs wäre, die seelische Narben hinterließe, würde die Bewältigung leichter fallen. Aber Pustekuchen.

Der schnelle Erfolg, der Sprung in die Charts sind alles, was dieses Album im Sinn hat. Metalcore in seiner kümmerlichsten Form und Nahrung für jedes böse Vorurteil. Wobei es an Hohn grenzt, hier von metallischen Klängen zu sprechen. Denn wenn "Trauma" eines mit Sicherheit nicht ist, dann heavy.

Und nein, als poppige Core-Variante wie sie etwa A Day To Remember pflegen, geht das auch nicht mehr durch. Vielmehr schreien von Autotune und Synthesizer überlagerte Passagen, wahlweise gerappt oder gesungen, nach verkrampftem Kommerz. Charttaugliche Rezepte werden halbgar in einen Topf geworfen. Was dabei rauskommt, ist ungenießbar.

"Bow Down" ist ein generischer Metalcore-Song mit Hochglanz produziertem Power-Refrain, den es schon so viele Male gab. Sicherheitshalber noch einen Breakdown reingebastelt und fertig, austauschbar wie Kaugummi. Es folgen Power-Balladen en masse. Damit es ja keine Überraschungen gibt, lassen diese sich schon anhand der Titel identifizieren: "Let Me Be Sad", "I Don't Belong Here" oder "Every Time You Leave" sind Herzschmerz pur. Letzterer Liebesbeweis macht glatt Daughtry oder Nickelback Konkurrenz, geht es um die Akkordfolgen.

Im Gegensatz dazu lassen sich die vermeintlich härteren Nummern mit "Gasoline" oder "Deadweight" nach dem gleichen Prinzip vorahnen. Die Idee, dem Mainstream-Gedudel über Shouts und Zeilen wie "Burn it all down" einen Kontrapunkt entgegenzusetzen, bleibt wirkungslos. Wenngleich sie keine Aggression verbreiten, bringen die Nummern wenigstens ein Fünkchen Dynamik in den müden Vortrag.

Was ansonsten aus den Lautsprechern dröhnt, haben Hollywood Undead zuletzt auch nicht schlechter hingekriegt. "I think I think too much", halten I Prevail in "Breaking Down" fest. Warum also weiter grübeln, was hier schief läuft. "Trauma" ist das richtige Stichwort.

Trackliste

  1. 1. Bow Down
  2. 2. Paranoid
  3. 3. Every Time You Leave
  4. 4. Rise Above It
  5. 5. Breaking Down
  6. 6. DOA
  7. 7. Gasoline
  8. 8. Hurricane
  9. 9. Let Me Be Sad
  10. 10. Low
  11. 11. Goodbye (Interlude)
  12. 12. Deadweight
  13. 13. I Don't Belong Here

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