laut.de-Kritik

Verträumt, verquarzt, verkopft und irgendwie vergeudet.

Review von

Eigentlich frage ich mich ja, warum Kollege Kubanke bei Ihsahn nicht zuschlägt. Normalerweise zeigt sich unser Bremer von solch experimentellen Klängen hellauf begeistert. Warum bleibt das dann immer an mir hängen?

Nun, bei "Das Seelenbrechen" könnte das vielleicht sogar daran liegen, dass mit "NcCl" und "Pulse" ein paar sehr eingängige, in letzterem Falle sogar schon futurepoppige Songs in den Kosmos des Emperor-Fronters Einzug gehalten haben. Beim Natriumchlorid fühle ich mich fast sogar an die seeligen Everon erinnert. Erstaunlich, was Ihsahn mit seinem Klargesang alles anstellt.

Zuvor steht mit "Hiber" ein gewohnt komplexes Stück an, das mit viel Pathos und ein paar ebenfalls sehr feinen Melodien aufwartet. Das ruhige, schleppende und sich dann steigernde "Regen" bietet einen starken Übergang zu den beiden erwähnten Songs und macht richtig Appetit auf das Album. Allerdings vergeht einem der dann auch wieder.

"Tactic 2" ist eigentlich nur eine reine Geräuschkulisse mit Drums und Ihsahns Gekrächze. Dass das Ding dann schlappe fünf Minuten lang ist, macht es entsprechend kaum besser. Der erste Teil, der wohlgemerkt erst nach dem zweiten kommt, ist da schon von einem anderen Kaliber und glänzt mit seinen jazzigen Strukturen. Also doch nur ein kurzer Abbruch?

Leider nein, denn "Rec" ist im Anschluss wenig mehr als ein knarziges Intermezzo. "Think and scream simultaneously" fordert der Meister dort? Ja bekomm ich hin ... eigentlich jeden Tag ... ständig ... jetzt gerade ... Wenig besser wird es mit "M". Ok, ich bin so esoterisch wie Zwiebelkuchen, kann mir als die ersten zwei Minuten von "M" getrost sparen, aber auch das anschließende Kiffersolo greift bei mir nur bedingt.

Leider wird es zum Ende des Albums hin kaum wieder besser, denn auch "Sub Alter" und das finale "See" sind eher eine reine Kopfsache des Meisters, die er versucht, musikalisch auszudrücken, denn tatsächliche Songs. Verträumt, verquarzt, verkopft ... irgendwie vergeudet.

Werft mir wegen mir vor, dass ich zu stumpf bin für solch elitäre Kunst, aber wenn Musik keine Emotionen mehr vermittelt, ist eben irgendwann Schicht im Schacht. Die erste Hälfte des Albums ist wirklich was für die Seele. Der Rest leider eher was zum Brechen.

Trackliste

  1. 1. Hiber
  2. 2. Regen
  3. 3. Nacl
  4. 4. Pulse
  5. 5. Tacit 2
  6. 6. Tacit
  7. 7. Rec
  8. 8. M
  9. 9. Sub Ater
  10. 10. See

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