laut.de-Kritik
Gefühlsduselige Zielgruppen-Popsongs und Haha-Humor.
Review von Markus BrandstetterLetzten Oktober veröffentlichte Ina Müller ihr Album "Ich Bin Die". Nun, ein Jahr später, legt die Musikerin und Moderatorin ("Inas Nacht") auch pünktlich zur Weihnachtszeit das Live-Dokument zur Platte vor. Konsequenterweise heißt das Doppel-Album "Ich Bin Die (Live)". Es konzentriert sich großteils auf den Longplayer, aufgenommen wurde es in Oldenburg.
Schlimmer als sie das Intro zu Fanfarenklängen ankündigt, hätte es kein Quatsch-Comedy-Club dieser Welt hinbekommen. Darauf geht es mit dem Song "Zimmer 410" los. "Juhu", schreit Ina Müller blendend aufgelegt. Es folgt ein Abend zwischen Comedy, Klischees, sentimentalen Balladen und guter Laune. Halbwegs in Ordnung geht das meistens dann, wenn Müllers Songs in Richtung sentimentaler Deutschpop gehen: bekömmlich, spielend mit primären Sehnsüchten: Vergangenheit, Freundschaften, Herzschmerz.
Unangenehm wirds, wenn es all zu komödiantisch sein will. Dann greift Frau Müller nämlich oft so tief in den Klischeetopf, dass man beim Hören schnell ermüdet. Der Schuhkauf als Lösung für alle Probleme, das Feixen mit den "Mädels": ein sehr spezieller Humor für pfiffige Junggesellinnenabende und Tupperware-Partys mit dem einen oder anderen Piccolöchen.
Erzählungen aus der Umkleide-Kabine ("Das können Sie so nicht anziehen"), Ulken mit den "Mädels" über die Ehemänner und das Abhandeln der Wehwehchen von Menschen im mittleren Alter: könnte natürlich auch Zielgruppenhumor sein. Bei Songs wie "Wenn Du Jetzt Aufstehst" wirkt das sogar ganz charmant. Müllers Band spielt tadellos, und auch die Dame selbst präsentiert sich stimmlich in guter Form. Kompositorisch hat man es hier mit wohlkonstruierten, harmlosen aber handwerklich geschickt gemachten Pop-Songs zu tun. Nicht umsonst heißt Müllers Kollaborateur Johannes Oerding.
Zwei CDs und eine DVD beinhaltet das Müller-Live-Paket. Wem schon "Ich Bin Die" Hörgenuss zwischen sehnen, kichern und identifizieren beschert hat, der sollte sich auch das Live-Album unter den Weihnachtsbaum legen, vielleicht neben das eine oder andere Paar Schuhe. All jenen, denen diese gefällige Zielgruppen-Gefühlsduselei und der manchmal gar so offensichtliche Haha-Humor nur bedingt Enthusiasmus abringen, finden sicherlich bessere Weihnachtsgeschenke für sich selbst und ihre Lieben.
4 Kommentare mit 8 Antworten
Was ist denn "Haha-Humor"? Unterscheidet der sich irgendwie vom "Hihihi-Humor" oder dem "Mwuahaha-Humor". Oder ist damit das "Nelson von den Simpsons"-typische "Haha!" gemeint. Oder gilt es allgemein als Zeichen minderen Geschmacks laut zu lachen und der distingierte, anspruchsvolle Humorgenießer nickt ausschließlich zustimmend mit dem Kopf oder lässt allerhöchstens mal einen kurzen amüsierten Schnaufer von sich?
ich tippe mal auf einen ina müller fan
Öhm, ne, nicht wirklich. Ich kenne die Dame ehrlich gesagt nicht einmal und hätte hier nicht einmal raufgeklickt, hätte die Überschrift nicht verwirrt. War nach Lesen der Rezi aber auch nicht wirklich schlauer.
*mich nicht verwirrt
@Gleep Glorp:
Na ja, Ina Müller kommt ja aus der Richtung Kabarett/Kleinkunst. Auch schon zu Zeiten von Queen Bee war's immer so, daß bei ihr Spontanes und Vorbereitetes auf der Bühne Hand in Hand gingen. Manchmal war (und ist) es so, daß es feste Dialoge auf der Bühne gab (und gibt), bei ihren Monologen steht meistens der Gag bereits fest und es bleibt ihr überlassen, wie sie ihn bei diesem Auftritt transportiert, und manchmal zieht sie sich jemanden aus dem Publikum heran und führt mit ihm ein Gespräch, manchmal um Informationen über ihn zu sammeln, die dann später am Abend in einem Stück oder einer Ansage verwurstet werden, oder um ganz gezielt eine Überleitung zu schaffen.
Diese Sprechteile sind bei Ina Müller elementar wichtig. Es gab von ihr Programme, bei denen sie ausschließlich geredet oder vorgelesen und höchstens im Zugabenteil mal gesungen hat, aber es gab meines Wissens nie ein reines Liedprogramm ohne längere Moderationen.
Auf der größeren Bühne hält sie immer noch daran fest, aber das mit der Kommunikation mit dem Publikum oder ihren Mitmusikern funktioniert dort halt eben nicht so gut, daher wirken einige Gags etwas bemühter bzw. die Herleitung eines Gedankengangs folgt mehr dem Drehbuch. Heißt nicht, daß es keine spontanen Gespräche mehr gäbe (hier: "Ina mit den Girls"), aber bei einigen Überleitungen schimmert halt der rote Faden durch (hier: "Ina auf der Schaukel"). Also - nicht, daß Ina Müller ihren Text dort auswendig gelernt hätte ... so schlimm isses dann glücklicherweise bei ihr dann doch noch nicht.
Gruß
Skywise
Klar, Ina Müller passt nicht ins linksintellektuell-öko&sozial romantische Welt und vor allem Frauenbild des heutigen Rudeljournalismus. Eine solche Rezension ist so vorhersehbar wie der Dauerbewölkte Himmel.
Ihr Musik ist scheiße, der Rest egal.
docgutmann hats gegriffen
Ach, Ina ist schon eine von den Guten!
wie meinen
Die Dame konnte schon in Ihrer Kneipe nicht singen. Warum tut sie sich und uns das an? Fremdschämen.
Ja und saftig ist die auch nicht