laut.de-Kritik

String-Tanga-Posen fürs FHM und Sechstklässler-Reime: Gute Nacht, Rumänien!

Review von

Seit knapp drei Jahren beben die Karpaten. Grund dafür ist aber weder die gefühlte vierhundertste Wiederauferstehung des blutsaugenden Woiwoden Vlad III., noch die Eroberung populärer Chartlisten durch Walachei-Folklore, sondern eine zarte Brünette, die mit transparentem Look, aufblitzendem String-Tanga und Mäuschen-Stimme die Neo-Dance-Clubs um den Finger wickelt.

Inna heißt das neue Sternchen am osteuropäischen Pop-Himmel und Innas Marketing-Stab weiß genau, wie der Hase läuft: "All the people tonight put your hands in the sky / Come on boy, come and get in / The rhythm music will take you high / What I'm feeling about you / I love you, don't know why / Everybody come and get in / The rhythm music will take you high" heißt es im eröffnenden "Sun Is Up".

Scharfzüngig, tiefgründig und gehaltvoll säuselt die Rumänin in akzentfreiem Englisch ihre Verse durch die Boxen, während sich Synthies, Plastik-Beats und allerlei Gesangs-Effekte zum kunstfreien Sound-Flashmob einfinden. Sich im Eurodance-Pop über unterirdische Lyrik zu beschweren, macht ungefähr genauso viel Sinn, wie wenn man sich bei Slayer über zu viel Brachialität aufregt. Das eine gehört einfach zum anderen dazu.

Wenn sich am Ballermann oder am Goldstrand zwischen Varna und Albena die Tanzwütigen ins Delirium hüpfen, spielen Inhalte eher eine untergeordnete Rolle. Partymachen hat Priorität, und so überlebt letztlich nur der "Künstler", der den richtigen Wumms bietet, die derbsten Beats am Start hat und obendrauf noch mit Melodien punkten kann, die einem auch bei zwei Promille im Blut nicht aus den Ohren gehen wollen.

Inna hat von alledem eher wenig bis gar nichts zu bieten. Egal ob "The House Is Going On", "We're Going In The Club", "Club Rocker" oder irgend ein anderer Erguss auf "I Am The Club Rocker", das Schema ist nahezu bei allen Songs identisch: Galoppierende Offbeat-Keyboards treffen sich zunächst mit innovationslosen Allerwelt-Beats, ehe sich Innas dünnes Stimmorgan die nächsten drei oder vier Minuten auf nahezu ein und derselben Tonlage bewegt und sich dabei die Reime aus einem Dictionary für Sechstklässler zusammenschustert.

Lediglich das leicht sphärische "Endless" bricht ein wenig aus dem Käfig der Akkord-Monotonie aus und präsentiert ansatzweise Abwechslung innerhalb eines Schaffens, das ansonsten nur eine Richtung kennt. Da helfen weder eingestreute Balearen-Akkorde, die sich das rumänische Produzenten-Team Play & Win irgendwo aus dem World Wide Web gezogen hat, noch Vocal-Effekte, mit denen sich schon Cher, Britney, Jennifer und Konsorten die Lippen verbrannt haben.

Warum die Werke des zierlichen Starlets vom Schwarzen Meer dennoch in den Tanztempeln westlich des Urals die Runde machen, bleibt mehr als fragwürdig. Vielleicht liegt die Antwort aber auch auf der Hand, beziehungsweise im offenen Dekolleté der freizügigen Rumänin. Da wackelt in den Videos schon gerne Mal der halbnackte Hintern aus dem beheizten Whirlpool, oder es wird sich im transparenten Porno-Look um Marmorsäulen herumgeschlängelt. String-Tanga-Blitzeleien über der knallengen Jeans und Erotik-Shoot fürs FHM inklusive. Sex sells, who cares?

Die Masse schluckt's, und das nicht zu knapp: "We're going in the club, bring all the friends we've got, we party like yeee yeee", heißt das Motto. Am meisten irritiert indes Innas ganz persönlich gesteckte Zielrichtung: "Es liegt mir vor allem viel daran, meine Heimat in ein besseres Licht zu rücken. Wie das letztlich genau aussehen wird, weiß ich zwar noch nicht, aber das ist mein großes Ziel." Na dann: Gute Nacht, Rumänien.

Trackliste

  1. 1. Sun Is Up
  2. 2. Amazing
  3. 3. Un Momento
  4. 4. Hot
  5. 5. Déjà Vu
  6. 6. Club Rocker
  7. 7. House Is Going on
  8. 8. Endless
  9. 9. We're Going In The Club
  10. 10. Senorita
  11. 11. July
  12. 12. Wow
  13. 13. No Limit
  14. 14. Put Your Hands Up
  15. 15. Moon Girl
  16. 16. Ten Minutes
  17. 17. Love
  18. 18. Club Rocker (Mike Candys Edit)
  19. 19. On & On
  20. 20. Fever
  21. 21. Days Night
  22. 22. Left Right
  23. 23. Don't Let The Music Die
  24. 24. Ladies
  25. 25. Club Rocker (Jack Holiday Remix)
  26. 26. Amazing (DJ Feel Original Remix)
  27. 27. Hot (Play & Win Club Version)
  28. 28. Déjà Vu (Play & Win Club Version)
  29. 29. Sun Is Up (Play & Win Extended Mix)
  30. 30. Un Momento (Extended Version)
  31. 31. On And On

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Inna – I am the Club Rocker €10,07 €3,00 €13,07

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Inna

Spätestens seit den hüftschwingenden Pop-Ergüssen von Haiducii bzw. O-Zone weiß die Länder-Konkurrenz, dass der rumänische Sprachraum weit mehr …

22 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Meine Heimat in ein besseres Licht zu rücken? Naja, es ist ein bisschen schade, das wir (ich) Rumänien nur durch Eurodance kennen. Siehe da Dragostea din tei und so weiter (ja, da maya-hi-maya-hu) und letztens auch Alexandra mit Mr Saxobeat das auf Nr 1 war. Diese ganze Musik macht von dem Land wirklich kein allzu gutes Licht. Wär schön wenn da mal eine Band aus dem Osten kommt, oder ein Indie-Girl, siehe UK und Skandinavien, damit wir ein bisschen frischen Wind auf der EU-Szene bekommen. Denn wenn man europäische Bands aufzählt, sind 90% aus UK (die sich ja selbst nicht für Europäier hälten)und der Rest aus SW, NO, DK, hier und da ein Milow aus Belgien, das wars.
    Hier eine Band aus Slowenien, das ist Dance auf gut gemacht.
    http://www.youtube.com/watch?v=EqSa25xLOEQ
    Wenn nur sowas Beachtung bekommen würde anstelle von Acts wie Inna, wäre das Bild von Ost-Europa etwas besser.
    und das noch:
    http://www.youtube.com/watch?v=tOJXHkzGtms
    :D

  • Vor 12 Jahren

    Meine Heimat in ein besseres Licht zu rücken? Naja, es ist ein bisschen schade, das wir (ich) Rumänien nur durch Eurodance kennen. Siehe da Dragostea din tei und so weiter (ja, da maya-hi-maya-hu) und letztens auch Alexandra mit Mr Saxobeat das auf Nr 1 war. Diese ganze Musik macht von dem Land wirklich kein allzu gutes Licht. Wär schön wenn da mal eine Band aus dem Osten kommt, oder ein Indie-Girl, siehe UK und Skandinavien, damit wir ein bisschen frischen Wind auf der EU-Szene bekommen. Denn wenn man europäische Bands aufzählt, sind 90% aus UK (die sich ja selbst nicht für Europäier hälten)und der Rest aus SW, NO, DK, hier und da ein Milow aus Belgien, das wars.
    Hier eine Band aus Slowenien, das ist Dance auf gut gemacht.
    http://www.youtube.com/watch?v=EqSa25xLOEQ
    Wenn nur sowas Beachtung bekommen würde anstelle von Acts wie Inna, wäre das Bild von Ost-Europa etwas besser.
    und das noch:
    http://www.youtube.com/watch?v=tOJXHkzGtms
    :D

  • Vor 12 Jahren

    edward maya ist doch ganz akzeptabel oder nicht

  • Vor 12 Jahren

    gut, dass deine ansicht der dinge, wie gesagt, "unzweifelhaft" ist. das hast du selbst geschrieben, du brauchst nicht versuchen, dich da raus zu reden.
    und wenn das mit den doppelposts jetz wieder ein hinweis darauf sein soll, dass ich unzweifelhaft der sodhahn bin, dann bitte ich dich wiederholt darauf hin, diesen schwachsinn nicht mehr zu behaupten und dir mal ganz kräftig an die eigene nase zu patschen ;) aber das du jetz ein doppelposting gemacht hast, war sicherlich nur n ganz ulkiger scherz von dir, nicht wahr? WHUT!

  • Vor 12 Jahren

    Doppelpostings können passieren....das dreht sich noch dieses Rad und man weiß nicht, hat man schon oder soll man noch mal.....da kann das dann schon passieren. Find ich nicht so schlimm....