laut.de-Kritik

Von harmlos zu weitgehend harmlos.

Review von

Itchy Poopzkid sind mir in der Vergangenheit mehr durch ihre zahlreich über die Republik verstreuten Fans aufgefallen denn durch ihre Musik. Die Anhänger sind öfter weiblichen als männlichen Geschlechts und die Treue demonstrierenden T-Shirts sind meist noch von Mamas und Papas Taschengeld bezahlt. Also bin ich auf bei ihrem dritten Album eher auf harmlosen Teeniepop-Punk eingestellt. Und werde dann doch ein wenig überrascht: So harmlos sind Itchy Poopzkid gar nicht mehr.

Vor allem haben sie sich eine erstaunliche Bandbreite an Punkvaria zugelegt. Zwischen NoFX-Anklängen im Opener "Never Be The Same (The Sane)", flotten Bassläufen in "Another Song The DJ's Hate" (sic!), einem lässigen Groove und Piano (!) in "Learn To Drown" und sogar einem Akkordeon im abschließenden "Waiting For The Waves" finde ich eine Band wieder, die deutlich im Reifeprozess steckt. Doch nicht nur das Songwriting überrascht, die Buben von Itchy Poopzkid, die trotz allem immer noch die deutsche Band mit dem bescheuertsten Bandnamen bleiben, denken auch an die feinen Details.

Mit einem Trommelwirbel hier oder einem effektiv eingesetzten Backgroundgesang da verschnörkelt die Combo aus Eislingen an der Fils so manchen Song. Ich muss eingestehen: Itchy Poopzkid machen soliden ordentlichen Poppunk und sortieren sich in der Nähe der Donots ein - das ist durchaus lobend gemeint. Technisch haben sie die nötige Reife erreicht, um irgendwo in der deutschen Alternative-Spitze mitzuspielen. Mit ihrem catchy Mix aus Pop und Punk gelingt ihnen wahrscheinlich sogar das Kunststück, neue Fans zu gewinnen, ohne die alten zu verprellen.

Meiner Meinung nach der einzige wirklich schwerwiegende Mangel: Dem Album fehlt es über die gesamte Spieldauer an Tightness. So mancher Song ist zu lang, mit einer Gesamtspielzeit von 35 bis 40 Minuten wäre "Dead Serious" wohl ein wenig knackiger geraten. Dennoch muss ich meine Meinung über Itchy Poopzkid ähnlich dem Eintrag über die Erde im Hitchhiker's Guide to the Galaxy revidieren: von harmlos zu weitgehend harmlos.

Trackliste

  1. 1. Never Be The Same (The Sane)
  2. 2. Another Song The DJ's Hate
  3. 3. Learn To Drown
  4. 4. Last Goodbye
  5. 5. Pretty Me
  6. 6. The Living
  7. 7. Like It
  8. 8. Say Hello
  9. 9. The Lottery
  10. 10. Stuck In A Daze
  11. 11. Crazy Eyes
  12. 12. Drogenfrau
  13. 13. As Long As I Got Chords
  14. 14. Waiting For The Waves

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