laut.de-Kritik
Balsam für gestresste Großstadtseelen.
Review von Eberhard DoblerEine Musiker-Karriere hatte Jack Johnson eigentlich nicht im Sinn, als ihn beim Warten auf die richtige Welle ein Unbekannter auf seinen tollen Sound ansprach. Heute hat er sage und schreibe sieben Millionen seiner mellow Singer/Songwriter-Platten verkauft. Ausschnitte der "In Between Dreams"- bzw. der letztjährigen "On & On"-Tour veröffentlicht Johnson nun als Doppel-Live-DVD.
Fairplayer (und Businessman) Johnson nutzt die beiden Konzertfilme (die Abende am 18. und 19. August 2005 in Kalifornien, wo Johnsons Karriere vor Jahren so richtig los ging sowie Eindrücke der Japan-Tour) zudem, um andere Acts seines Labels Brushfire zu featuren, etwa G. Love, Animal Liberation Orchestra oder Matt Costa.
Unterm Strich präsentieren sich Bild (mit 16mm-Kameras gefilmt) und Ton unspektakulär - was an dieser Stelle nicht negativ zu bewerten ist. Ein Johnson-Gig kommt eben ohne Stadionbeleuchtung aus, was zum intimen, melodiösen Sound des Hawaiianers passt. Allerdings ist das Publikum in Berkley von der ersten Sekunde an nicht zu überhören. Ein Johnson-Gig bedeutet auch Mitsing-Alarm. Und da eine Johnson-Performance gleichzeitig eine Akustik-Konzert darstellt, muss man damit eben leben.
Los geht die öffentliche Singstunde im renommierten The Greek Theatre mit "Never Know". Weitere Highlights kommen mit der Feel Good/Love-Nummer "Banana Pancakes" oder "Breakdown" mit Animal Liberation Orchestra-Gitarrist Dan Lebowitz um die Ecke. Daneben stechen der Gastauftritt des inoffiziellen vierten Beastie Boys Money Mark, der sich beim Uptempo-Song "Staple It Together" ein Tastenduell mit Pianist Zack liefert, sowie die bejubelten gemeinsamen Stücke mit G. Love hervor.
Dazu gibts eine halbe Stunde Bonus-Material, inklusive verschiedenster Behind The Scences-Clips und einigen weiteren Songs wie "Good People". Ins Set werden zudem Interview-Sequenzen hinein geschnitten. Zum Beispiel erzählt Johnson, wie ein Song entsteht oder was ihm seine Musik bedeutet. Aber auch seine Mitstreiter kommen zu Wort.
Auf seine Backline kann sich Johnson jedenfalls verlassen. Ein weicher, voller Akustik-Bass liefert das Fundament. Während sich Drummer Topol zurück hält, stellt Pianist und Akkordeonist Zack Gill, der Johnson auch vokal begleitet, eine echte Bereicherung dar. Der Mann vermittelt stets einen souveränen Eindruck. Fast, als habe er für Johnsons Set gar nicht lange üben müssen. Auf der Japan-Tour, die Jacks Kumpel Emmett Malloy einfach mal ohne großen Aufwand mitfilmte, war der Animal Liberation Orchestra-Tastenmann noch nicht dabei.
Heraus kamen 40 Minuten Material inklusive Backstage-Szenen und Japan-Impressionen. Zudem wird zu Surf-Einlagen Johnsons mit Labelkumpanen Donavon Frankenreiter übergeblendet, der Jack damals als Opener begleitete. Im Vergleich zu den Berkley-Gigs präsentiert sich das japanische Publikum zurückhaltender und höflicher: hier tönt niemand lauter als Jack. Dafür haut zeitweilig wieder Money Mark in die Tasten. Eine Doku über die Entstehung des letzten Albums "In Between Dreams" rundet den Silberling ab.
Wer seiner großen Schwester an Heiligabend eine Freude machen will, sollte die DVDs des smarten Hawaiianers, der sich auf seinen Gigs konzentriert und in den Sound vertieft präsentiert, auf der Rechnung haben. Derzeit spielt Johnson übrigens den Soundtrack zum Animations-Film "Curious George" ein, der im kommenden Februar auf den Markt kommen soll.
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