laut.de-Kritik
Von Nashville ins ZDF ist es nur ein Katzensprung.
Review von Kai ButterweckMachen, machen, machen: Jake Bugg kann einfach nicht stillsitzen. Fünf Jahre nach seinem selbstbetitelten Nummer-eins-Debüt kommt der gerade einmal 23-jährige Tausendsassa aus Nottingham bereits mit seinem vierten Studioalbum um die Ecke.
Diesmal hat es den jungen Barden mit dem quäkenden Ausnahme-Organ ins ferne Nashville verschlagen. Abermals hat er sich prominente Begleitung ins Boot geholt. Nach Rick Rubin, Chad Smith, Mike D und Jacknife Lee begleiten nun die beiden Produzenten und Grammy-Gewinner David Ferguson und Matt Sweeney, die Memphis Boys-Legenden Gene Chrisman und Bobby Woods, Black Keys-Chef Dan Auerbach und Miley-Schwesterchen Noah Jake Bugg auf seinen musikalischen Pfaden. Die Erwartungen sind groß, aber irgendwie will der Ausflug ins Musik-Mekka nicht so richtig zünden.
Die Frische des Debüts ist verbraucht, der rockige "Shangri La"-Charme verflogen. Gerappt wird auch nicht mehr. Jake Bugg, die akustische Gitarre und pointierte Minimal-Zuarbeit besagter Gäste: Viel mehr schält sich nicht aus den Boxen. Natürlich hat alles Hand und Fuß. Jakes Stimme, Auerbachs Pedal-Einwürfe, das sehnsuchtsvolle Timbre von Noah Cyrus: Alles passt, aber irgendetwas fehlt. Nichts bleibt so richtig hängen.
"How Soon The Dawn" und "Southern Rain" vereinen Country, Blues und klassische Singer/Songwriter-Vibes: ein solider Beginn, mehr nicht. "This Time" schunkelt zwischen Saloon und Kornfeld hin und her. Gemeinsam mit Noah Cyrus geht es in Richtung 60s-Soul ("Waiting"). Bläser und Streicher mucken kurz auf. "The Man On Stage" sitzt heute lieber auf einem Hocker, anstatt von einer Bühnenseite zur anderen zu hüpfen. Kein Pfeffer, keine Melodien: Der perfekt arrangierten Retro-Fassade fehlt der glänzende Anstrich.
Zum Ende hin kommt Jake Bugg noch einmal kurzzeitig aus dem Knick. "Burn Alone" beeindruckt mit wippendem Tarantino-Groove. Erinnerungen an ein wild tanzendes "Pulp Fiction"-Pärchen werden wach. Minuten später klopft Dieter Thomas Heck an die Tür: "Mister Bugg, sind sie bereit für ihren Hitparade-Auftritt, 'Bigger Lover'?" "Sure", schallt es zurück. Von der verrauchten Nashville-Bar zum sterilen ZDF-Studio ist es nur ein Katzensprung. Ich zucke mit den Achseln. Mich holt hier heute keiner so richtig ab. "This Time" rauscht Jake Bugg nahezu komplett an mir vorbei.
1 Kommentar
Was man noch wissen sollte: Der Junge hat 2011 mit kaum einem Haar am Sack einen Vertrag über vier Alben unterschrieben. Schon beim dritten Album gab es einen ordentlichen Streit mit dem Label, weshalb das Ding absolut unfertig und unmotiviert klingt. Das hier scheint dann nur noch der einfachste Weg raus zu sein. Bin gespannt wo er unterkommt und ob er dort sein Potenzial ausschöpfen kann.