laut.de-Kritik
Homogenes Album mit Reamonn, Xavier und Tricky.
Review von Kai KoppDas Frankfurter Duo Jam & Spoon scheint es geschafft zu haben. Ihre Single-Kollaboration mit Reamonn-Frontmann Rea "Set Me Free" rotiert auf allen Kanälen und ist den Kinogängern als Titeltrack des Films "Lautlos" (mit Joachim Krol) bereits bestens bekannt. Mit "Tripomatic Fairytales 3003" liefern Jam El Mar und Mark Spoon ihr sehnlich erwartetes viertes Album. Am Mikro werden sie u.a. unterstützt von Xavier Naidoo, Jim Kerr (Simple Minds), Tricky und Dolores O'Riordan (Cranberries).
Obwohl Jam & Spoon ihre Karriere als Techno/Trance-Act begannen, haben sie sich seit ihrem '97er Album "Kaleidoscope" in alle Richtungen geöffnet. Ihr musikalischer Weg vom repetitiven Track zum strukturellen Song erscheint auf "Tripomatic Fairytales 3003" ziemlicht ausgereift. Insgesamt überzeugt das Konzept durch eine künstlerische Vision, die sich - trotz aller böser Hintergedanken bei so einer prominenten Gästeliste - nicht ausschließlich am Marktpotential zu orientieren scheint.
Ob Dance, ob Pop, was sie machen, machen sie gut, aufregend, bunt und offen. Eingeleitet wird das Album von einem wunderschönen Gitarrenmotiv und Sängerin Plavka, die bereits für andere Jam & Spoon-Produktionen ihr sündhaftes Organ erhob. 'Echte Gitarre im Elektro-Umfeld meets Stimme' ist das Konzept des jazzigen Songs, das als Motto für das gesamte Album gelten kann.
"Cynical Heart", die erste Singleauskopplung, trällert ebenso wie "Something To Remind Me" in der Tradition der 80s-Synthie-Pop-Hymnen aus den Boxen. Die unverkennbare Stimme von Simple Minds-Sänger Jim Kerr verfeinert erstgenannten Track. Das "Mirror Lover"-Playback wird von Dolores O'Riordan veredelt, deren eigenwillige Stimme sich perfekt in das Fundament aus Elektro und verzerrter Gitarre shuffelt.
Tricky brummelt auf "Bianche Le Mie Mani" vor sich hin, kommt aber über einen atmosphärischen Trip Hop (ich dachte, der sei so langsam durch?) nicht hinaus. Xavier Naidoo soult sich gewohnt gekonnt über "None Of This". "Vata" weltmusikt sich über Sitar-Klänge und orientalischem Flair Richtung Indien. Rock gibt's mit "Mary Jane" und "Junoon". Rea setzt sich auf "Why" abermals in Szene, diesmal mit einer gefühlvollen Ballade.
Jam & Spoon setzen mit "Tripomatic Fairytales 3003" auf das Konzept, bestens eingeführte Stimmen mit hohem Wiedererkennungswert in ihre elektronischen Playbacks zu integrieren. Dahinter steckt jedoch keine Willkür zum Verpflichten möglichst klangvoller Namen, sondern die Suche nach der perfekten vokalen Ergänzung ihrer musikalischen Phantasien. Tatsächlich schaffen es die Batschkappen, trotz des Einsatzes sehr unterschiedlicher Stimmen, ein homogenes Ganzes zu basteln. Gezielt und gekonnt werden die Charakteristika der jeweiligen Voices in ihre Elektrolandschaften integriert.
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