laut.de-Kritik
Vom Hinterhof in die Arena.
Review von Kai ButterweckBeim ersten Betrachten des neuen Studioalbums der Japandroids scheint es, als bleibe alles beim Alten. Das Coverartwork präsentiert die beiden Verantwortlichen Brian King und David Prowse in gewohnter Lass-noch-schnell-ein-Foto-machen-Pose, natürlich in Schwarzweiß. Auch die Tracklist weckt Erinnerungen: Abermals schicken die beiden Kanadier acht Tracks ins Rennen.
Fünf Minuten später jedoch wendet sich das Blatt. Gleich zu Beginn fungiert der Titeltrack als Augenöffner. Statt gewohntem Garage-Rock scheppert stadiontauglicher Turner-Punkrock durch die Boxen. Spätestens nach dem hin und her hüpfenden Rhythmus-Abenteuer "True Love And A Free Life Of Free Will" steht fest: Je mehr Zeit dem Duo zur Verfügung steht, desto ausgetüftelter präsentiert sich das Ergebnis.
Knapp zwei Jahre lang saß den beiden niemand im Nacken. Keine Album-Deadline, kein Druck von außen: Brian und David konnten sich erstmals so richtig austoben. Genauso klingt "Near To The Wild Heart Of Life" dann auch. Angereichert mit Singalong-Chören, Keyboard-Tupfern und akustischen Gitarren machen sich die acht neuen Tracks auf die Reise. Vom miefigen Hinterhof gehts direkt in Richtung Arena-Auffahrt.
Zwischendurch kommt die Reisegruppe zwar immer wieder ins Schlingern und verliert sich dabei im Alternative-Niemandsland ("Arc Of Bar", "Midnight To Morning"). Zu viel Hall, grenzwertige Vocals-Verzerrungen und der zwischenzeitliche Verlust des Energie-Fadens lassen den Motor ins Stocken geraten. Aber am Ende erreichen sie dann doch ihr Ziel.
Nach etlichen Kilometern auf staubigen Noise-Rock-Pfaden ("No Known Drink Or Drug") und einem letzten Halt am Lagerfeuer im Singer/Songwriter-Nirgendwo ("In A Body Like A Grave") stehen die Japandroids endlich vor gusseisernen Pforten und haushohen Tribünen. Mal schauen, wie lange sie sich hier wohl fühlen. Dem Hier und Jetzt begegnen Brian und David jedenfalls mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
1 Kommentar mit 2 Antworten
Mh, 3 Sterne sind da eindeutig zu wenig!!! Hatte in 2 Durchläufen sehr viel Spaß mit dem Album, gehe dann später vielleicht noch mal genauer darauf ein!
Kann ich nur bestätigen - 2 Durchläufe, und das Teil macht verdammt viel Spass!
Und man kann es diesmal sogar an einem Familien-Sonntag einigermaßen im Hintergrund laufen lassen.