laut.de-Kritik
Oden an die Freude.
Review von Simon Conrads"Oh, it's a rush!", ruft Michelle Zauner im Opener ihres dritten Albums unter dem Namen Japanese Breakfast, und man gönnt ihr das Gefühl. Nach zwei Platten und einem autobiographischen Buch, die geprägt von der frühen Krebserkrankung und dem Tod ihrer Mutter waren, hat sich Zauner nun dem Thema Freude verschrieben, passend hat sie das Album auch "Jubilee" betitelt. Eine schnörkellose Gute-Laune-Platte ist es aber nicht geworden, vielmehr beschäftigt sich die Musikerin auch mit den Schattenseiten der Freude, etwa dem Abwägen zwischen kurzfristiger und nachhaltiger Freude in "Posing In Bondage".
Aber zurück zum Opener "Paprika", denn der suhlt sich thematisch noch in dieser Alles-ist-möglich-Stimmung und übersetzt das musikalisch in einen Marching Band-Sound, der auch dank der Bläser an Beirut erinnert. Als "rush" beschreibt Zauner in dem Song die Energie, die sie beim Songwriting empfindet: "How’s it feel to be at the center of magic / To linger in tones and words?" Diese Spielfreude hört man dem Album an, denn die nächsten Stücke bewegen sich in andere Richtungen, klingen mal wie Oden an die 80er, tendieren häufig auch in Richtung von 90er-inspirierten Künstler*innen wie Beabadoobee. Zusammengehalten wird diese klangliche Vielfalt von Zauners Stimme und der liebevollen Instrumentierung der Stücke, die von Zauners langjährigem Wegbegleiter Craig Hendrix co-produziert wurden.
Das Album gönnt sich etwa für "Tactics" schwere Streicherarrangements, die zwar mit großem Pathos spielen, aber immer noch die Kurve kriegen, bevor es zu schwülstig wird. "Kokomo, IN" besticht vor allem mit Geigen-Parts, die dafür sorgen, dass der Song an die charmanten Kompositionen von Andrew Bird erinnert, auch wenn man bei dem Titel wohl zuerst an die Beach Boys denkt. "If ever you come back / Wherever you find your way to / And though it may not last / Just know that I'll be here longing", singt Zauner, und es gelingt ihr, dieses unerfüllte Verlangen nicht als etwas Tragisches darzustellen. Vielmehr schwelgt sie in den schönen Erinnerungen und verleiht dem Track dadurch eine sommerliche, luftige Stimmung.
Tragischer wirkt dagegen "Sit". Der Titel eröffnet mit einer dichten Wall of Sound, durch die sich Zauners Gesang seinen Weg bahnt. Der emotionale Vortrag im Refrain unterstützt diesen Eindruck der Schwere: "Caught up in the idea of someone / Caught up in the idea of you / That's gone too soon". Der Dreampop von "Slide Tackle" baut auf einem lässigen Gitarren-Riff, anschwellenden Synthies und einem simplen E-Drum-Beat auf und integriert in seinem Mittelpart sogar ein sympathisches Saxophon-Solo.
"Be Sweet" und "Savage Good Boy" sind die eingängigsten Stücke des Albums. Ersterer schlägt voll in die 80er-Kerbe, mit funkigem Gitarren-Spiel und einer knalligen Snare. In der Hook gerät Zauners Gesang zwar recht quäkig, wenn man sich daran aber nicht stört, bekommt man hier einen starken Pop-Song serviert. "Savage Good Boy" arbeitet mit einem treibenden Beat, schweren Klavierschlägen und einer akustischen Gitarre. Alles spielt einander wunderbar zu, gegen Ende trumpft dann noch eine effektbeladene E-Gitarre auf.
Es ist die große Leistung von "Jubilee" die vielen musikalischen Ideen und thematischen Schwerpunkt zu bündeln und zu einer fantastischen, kurzweiligen Erfahrung zu verpacken. Selbst wenn Zauner komplexere Themen und Emotionen besingt, geraten ihre Stücke nie zu erdrückend, sondern heben immer auch sonnige, warme Aspekte hervor.
3 Kommentare mit 3 Antworten
Schwelgerische Pop-Musik, die oft überraschend funky ist und den Fokus eher auf Eingängigkeit als allzu große Experimente legt. Es schlägt damit eher die Brücke zu etwas älteren Dream-Pop-Releases wie „Teen Dream“ als dem gegenwärtig vorherrschenden Hyperpop-Trend. Dadurch kommt allerdings auch ein durchweg sehr musikalisches Album zustande, das man von vorne bis hinten durchhören möchte. 5/5.
Im ersten Track kann ich sagen, dass mir das Albung wohl gefallen dürfte.
♥♥♥ Kokomo, IN ♥♥♥
8/10
Muss ich wohl nochmal durchhören. Hat bei mir noch nicht so gezündet.
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