laut.de-Kritik

Wie ein kanadischer Sommertag.

Review von

Als Wu-Tang Clan der Indie-Szene bezeichnete Kollege Möller einst sehr passend das Indie-Kollektiv Broken Social Scene. Ob Jason Collett nun der Alternative-Method Man oder doch der Folk-Raekwon des kanadischen Vereins ist, sei dahingestellt.

Für die Solo-Ausflüge bedient sich Mr. Collett seit geraumer Zeit den Diensten der Band Zeus als Backing Band. Zeus' Mike O'Brien und Carlin Nicholson produzierten in einem Aufwaschen auch gleich die Platte mit. Sie schneiderten einen nicht überproduzierten, aber kristallklaren Sound, der zu dieser Scheibe passt wie das Holzfällerhemd zum Rauschebart.

Da Collett und die Zeus-Jungs nicht mehr ganz Grün hinter den Ohren sind, klingen einige Einflüsse aus früheren Tagen durch. Rock, Soul, eine Prise Pop - erlaubt ist, was gefällt. Zwar schunkelt "Rave On Sad Songs" mit seinem Indie-Akkordeon noch etwas unspektakulär daher, aber ab Track Zwei geht's ab.

In "Lake Superior" groovt sich zuerst ein schepperndes Schlagzeug gemütlich auf einen coolen Basslauf ein. Eine leichte E-Gitarre und ein verträumter Jason machen dann einen so luftig-leichten Song daraus, dass man dazu unbedingt eine Strandpromenade entlang radeln möchte.

Ein arschcooler Beat regiert auch auf "Love Is A Dirty Word". Und wenn man dann fertig getanzt hat, fällt einem im Nachhinein sicher die eine oder andere Eels-Ähnlichkeit auf, nicht nur stimmlich. "Love is a Chain" klingt anfänglich so sehr nach Motown, dass man schon mal einen verdächtigen Blick auf den CD-Player riskieren kann, ob da wirklich noch eine Indie-Scheibe läuft. Orgel, Handclaps, Frauenstimmen - Berry Gordy hätte die größte Freude an dem Track gehabt.

Der Optimismus, der sich durch die ganze Scheibe zieht, ist eine wohltuende Abwechslung zu dem ewigen Herzschmerzen diverser Kollegen. Höchstens das winterliche "Winnipeg Winds", bei dem Collett sich gesanglich an Dylan orientiert, verbreitet nicht unbedingt Sonnenschein. Sonst klingt die Scheibe angenehm nach entspanntem Sommertag.

Falls einem Song noch etwas fehlt, öffnet Collett einfach die Country-Schublade. So setzt sich der "High Summer" mit "rock’n’roll guitars / underneath the stars" bei der Halbzeit auf das Country-Pferd und kriegt erst wenige Augenblicke vor einem angedrohten Gitarrensolo noch mal die Kurve. Top!

Jason Collett immer dann am besten, wenn nicht die typische Indie-Akustikgitarre den Ton angibt, sondern das Genre-sprengende Zusammenspiel der ganzen Band. Das macht "Rat A Tat Tat" zu einem unterhaltsamen, eingängigen Album, für das sich der Künstler in der Toronto-Szene sicher nicht rechtfertigen muss.

Trackliste

  1. 1. Rave On Sad Songs
  2. 2. Lake Superior
  3. 3. Love Is A Dirty Word
  4. 4. Bitch City
  5. 5. High Summer
  6. 6. Cold Blue Halo
  7. 7. Love Is A Chain
  8. 8. Long May You Love
  9. 9. The Slowest Dance
  10. 10. Winnipeg Winds
  11. 11. Vanderpool Vanderpool

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