laut.de-Kritik
Warmer Soul mit Anklängen der großen Meister.
Review von Sven KabelitzAuf dem Backcover von "The Other Man" bin ich mir einen kurzen Moment lang nicht sicher, ob mich nicht 'Das Ailton', Dschungelkönig der Herzen, angrinst. Aber schon die ersten Töne beruhigen. Weder "Ai Se Eu Te Pego" noch "Ailton Sensation" tönen mir aus den Boxen entgegen. Es ist sanfter warmherziger Soul aus Deutschland, vorgetragen von Jeff Cascaro.
Nach "Mother And Brother" besinnt sich der Sänger nun wieder zurück auf seine Wurzeln. War der Vorgänger im Arrangement noch verspielt und teilweise überfrachtet, ist die Instrumentalisierung hier auf das Wesentliche heruntergefahren. Jeff Cascaros Soulstimme, angesiedelt zwischen Marvin Gaye, Ray Charles und Al Green, steht ganz im Mittelpunkt. Seine eigene Trompete, ein paar Percussions und eine einsame Flöte setzen hauchfeine Akzente und Abwechslung in das versierte aber niemals aufdringliche Spiel der Band. Seine Inspiration findet "The Other Man" größtenteils im Soul der frühen Siebzigern, greift sich aber seitlich noch etwas Jazz und Blues ab.
Wären nur mehr Nummern so phantasievoll, abwechslungsreich und beschwingt wie "Swing Thing", das Resultat würde am Ende besser ausfallen. Auch "Give It To Me", das ebenso wie "Roots" mit seinem zurückgelehnten Groove an die ersten Alben von Bill Withers erinnert, ist mit seiner Jethro Tull-Flöte mehr als gelungen. Mit dem Cover von "Let's Stay Together" zeigt Cascaro Heidi Klums Ex mal im Handumdrehen, dass man dem alten Schmachtfetzen noch etwas Neues abringen kann, während "You" den Geist von Marvin Gaye aufleben lässt.
Zum Abschluss verstummt die Stimme, die bisher das Album getragen hat und der Bochumer greift zur Trompete. Gemeinsam mit seiner Band lässt er es in "Outro (Ear Wiper)" entspannt jazzen.
Leider geraten aber gut die Hälfte der Nummern zusammen mit der Produktion etwas zu glatt und perfekt. An einigen Ecken fehlt der Pfeffer, und die Eigenkompositionen bleiben zu schwach auf der Brust um vollkommen zu überzeugen.
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