laut.de-Kritik
So also lieben die Frauen ...
Review von Joachim GaugerJennifer Lopez legt ihr erstes komplett auf Spanisch eingesungenes Album vor. Da gehöre ich wohl nicht zur Zielgruppe, ich kenne nämlich nur zwei spanische Wörter: "Mañana" (morgen) und "Amor" (Liebe). "Mañana" kommt nur einmal vor, "Amor" dagegen andauernd, genauer gesagt in den Tracks 1, 3 ("Amado", Geliebter), 4, 5, 6, 7, 8, 9 und 11. Was natürlich noch lange nicht heißt, dass es in den Titeln 2 und 10 nicht auch um die Liebe geht.
So ist das eben im Latin Pop, kommen wir also zur Musik. Die geht mit einem rauh angeschlagenen Gitarren-Solo gleich ganz flott los, bevor die zweite Hälfte des Intros mit seifigen Geigen und in den Hintergrund gemischter Lopez den guten Eindruck schon zunichte macht. Ach nein, das ist gar nicht mehr das Intro, das ist schon die Strophe.
Im Refrain dagegen nimmt "Qué Hiciste", die bereits vorab ausgekoppelte Single, mit angedeutetem Flamenco-Rhythmus unverhofft Fahrt auf. Diese Wechsel zwischen schnelleren und balladesken Passagen, die im Verlauf des Albums immer wiederkehren, als hätten Komponisten und Produzenten nur wenige Bauklötzchen zur Verfügung gehabt, wertet mancher ja bereits als große Kompositionskunst.
Mir dagegen taugen noch eher die Stücke aus einem Guss, die wie "Me Haces Falta " durchgehend im Midtempo gehalten sind. Oder die wie "Porque Te Marchas" in ihrem Verlauf an Dynamik gewinnen. In solchen Titeln zeigt sich dann auch mal die geballte Latinpop-Kompetenz von Komponisten und Autoren; immerhin zählen sowohl Julio Reyes (Gloria Estefan) als auch Estefano (Julio und Enrique Iglesias, Shakira) und Jennifers Ehemann Marc Anthony zu den absoluten Topsellern in diesem Bereich.
Immerhin kommt die Produktion sehr professionell daher, und auch manch hübscher melodischer Ansatz ist in der einen oder anderen Ballade zu vernehmen. Allerdings streben gerade die ruhigen Stücke meist einem mehr oder minder tragischen Höhepunkt entgegen, bei dem J-Lo mit ihrem heraus gepressten Gesang vollends überfordert wirkt.
"Die Platte kommt mir spanisch vor" urteilte Kollege Cordas anlässlich des (englischsprachigen) Debüts von J-Lo. Was soll ich da erst sagen?!
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