laut.de-Kritik
Die verschollene Erbin von Shania Parton.
Review von Jasmin LützDie Rilo Kiley--Sängerin versuchte sich bereits vor zwei Jahren im Alleingang. "Rabbit Fur Coat" griff seinerzeit auf die prominente Unterstützung von den Watson Twins zurück. Heute züngelt die Dame mit "Acid Tongue" exzentrisch weiter. Vom Indiegör (The Execution Of All Things) versucht sie sich nunmehr zusehends als die verschollene Erbin von Country-Pop Königin Shania Twain. Hand in Hand mit Elvis Costello ("Carpetbaggers") probiert sie vom Nashville-Country, wobei mir hier der männliche Part besser bekommt.
Klassisches, mitunter extrem traditionelles Folk-Songwriting schreibt Jenny auf ihrer zweiten Platte in ganz großen Buchstaben. Bereits beim Opener "Black Sand" geht mir die Heulsuse ordentlich auf den Zeiger. Das wird beim "Pretty Bird" auch nicht besser. Da hilft weder der Umstand, dass die meisten Lieder Live-Onetakes sind, noch die zahlreichen Promis, die das Mikro von Song zu Song weiterreichen.
"The Next Messiah" ist dann schon der interessanteste Song der Platte. Fast neun Minuten lang wechseln Jenny und Duett-Partner Jonathan Rice zwischen rockigen, theatralischen und wirren Gesangseinlagen. Das erinnert an so legendäre Liebespaare wie Jon Spencer und Christina Martinez, bevor es in einen Blues-Explosion-Punkblues mündet.
Danach kommt nicht mehr viel Mehrwert. "Bad Man's World" oder "Jack Killed Mom" driften in ab weltanschauliche Langweile. Zwischendurch mutiert Frau Lewis zur neugeborenen Dolly Parton ("Acid Tongue"), die sicherlich einst sexy und mächtig wie ein Elvis Presley war, aber auf Dauer zu sehr im Ohr säuselt und sägt und jammert und einfach nur nervt. Zur Schlager-Queen krönt sie sich dann schließlich selbst mit "See Fernando". Uff!
Jenny Lewis' Ambition, zur neuen Country-Pop-Heldin des 21. Jahrhunderts zu mutieren, ist in keiner Sekunde zu überhören. Dramaturgisch gelingt ihr das indes noch nicht so ganz. Zu viele Mixturen und Gastinterpreten verderben den Musiker-Brei. Nichts gegen einen variablen Stil, vorliegendes Album allerdings stinkt mir dann doch zu sehr nach verschwitztem Cowboyhut und Käsemauke.
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