laut.de-Kritik

Tauchgang zwischen Leichtigkeit und Melancholie.

Review von

Nach seinem 2014 veröffentlichten Debütalbum "Trading Chance", mit dem der gebürtige Südafrikaner rasch Kultstatus in seiner Heimat erreicht hat, liefert der Nachfolger "Critical As Water" jetzt 13 frische Anspielstationen aus der Feder des 34-jährige Jeremy Loops, der erst am College so richtig mit eigenen Kompositionen begann. Doch schon auf seiner zweiten Platte exploriert Loops die (nicht mehr ganz aktuellen) Grenzen des Singer-Songwriter-Genres.

Das zentrale Gitarrenspiel im Radius von Folk und Country bildet zwar weiterhin den musikalischen Kern, doch vemehrt rücken auch die benachbarten Klänge aus R'n'B, Ska und Hip Hop ins Blickfeld. Dabei zeigt sich Loops irgendwo zwischen Jack Johnson und Hozier auch in der experimentierfreudigen Instrumentierung mit Bläsern und Synthie-Bass facettenreich, ohne dass diese Vielfalt jemals aufgesetzt erscheint.

Loops' Hauptinstrument steht insbesondere zu Beginn der Scheibe im Vordergrund - flankiert von klaren Drums bietet die spielfreudige Akustikgitarre im Opener "Gold" die Basis für den leichtfüßigen Gesang, der mit Zeilen wie "So let’s walk in the sand / Don't let time slip through your hands" niemals zu mühselig gerät.

Selbstkritischer zeigt sich der Südafrikaner im folkloren "Rather Have Me Dead", dessen beschwingte Klampfe die Reisegeschwindigkeit kurzzeitig deutlich anhebt, bevor im Anschluss "Vultures" den ersten Ruhepol der Platte markiert. Hier befinden wir uns in gemütlicher Lagerfeuer-Atmosphäre mit Mundharmonika-Solo, in die sich die ersten Piano-Klängen behutsam einfügen. Sein langjähriges Engagement gegen die Rodung von Wäldern verarbeitet der Umweltaktivist hier auch in seiner Musik: "And nature takes back what is owned / And all that remains is overgrown / But life will have its way / One day there'll be another home."

Mit beeindruckender Selbstverständlichkeit verwebt Loops die einzelnen Songelemente wie Verse und Chorus miteinander, was die Stücke wie von selbst entstehen lässt. So purzeln die eingängigen Melodien locker über das solide Harmoniegerüst der Gitarre; zusammen mit dem Schwung der Percussion entsteht so eine stabile Projektionsfläche für die markante Stimme des Sängers, der in tiefen Lagen genauso wie in höheren Registern rangiert und mal träumerische, mal kritische Geschichten erzählt.

Während das rhythmische "Freak" mit markantem Elektro-Bass und frechem Text ("If you drink champagne on a private plane / Doesn't mean to say you're baller / Maybe you're just falling down“) vorübergehend an Loops ehemalige Wegbegleiter Twenty One Pilots erinnert, entgegnet der entschleunigte "Underwater Blues" einen rein instrumentalen Orchester-Refrain im 6/8-Takt mit gaballter Ausdruckskraft.

Auch das programmatische "Waves" setzt auf einen überwiegend instrumentalen Chorus, der mit einem E-Gitarren-Beat konzertiert. Dabei stößt Gastrapper Motheo Moleko, der auch schon auf Loops' Debüt zu hören war, erst im späteren "The Shore" dazu. Dieser moderne "I'm Sailing"-Verschnitt, der sich thematisch offensichtlich wunderbar in die Dramaturgie des Albums einfügt, legt mit Up-Tempo-Raps eine weitere musikalische Facette offen. Im Anschluss vertieft "Runaway Kids" den R'n'B-Exkurs mittels der eingespielten Kombination von Loops' Gesang und Molekos Raps, die ein stimmiges Klangbild illustriert.

Höchste Konzentration und Eindringlichkeit hebt sich der Singer-Songwriter allerdings für den Schluss auf: Im balladesquen "Hues Of The Fall" berührt Loops zunächst mit seinem Falcett ohne Worte - quasi una fantasia. Erst im Verlauf des völlig vom Schlagzeug befreiten Finalstücks formen sich Sätze über die sanften Gitarrenarpeggien: "Baby you'll see / Catching pieces / Faded in the stars of me / And wake me up / I don't ever wanna wake up anymore."

Ob Ballade, R'n'B-Nummer oder Folk-Gitarre – der Südafrikaner hat einfach Bock auf seine Musik. Und das hört man. Während seines vielseitigen Tauchgangs zeigen sich die dreizehn individuellen Songs mal unbeschwert, mal melancholisch und schaffen einen mitreißenden Fluss musikalischer Ausdruckskraft. Nur schade, dass man nach einer knappen Dreiviertelstunde wieder Luft holen muss.

Trackliste

  1. 1. Gold
  2. 2. Rather Have Me Dead
  3. 3. Vultures
  4. 4. Freak
  5. 5. Thieves
  6. 6. Waves
  7. 7. Underwater Blues
  8. 8. Flash Floods
  9. 9. Dreaming Again
  10. 10. The Shore (feat. Motheo Moleko)
  11. 11. Runaway Kids (feat. Motheo Moleko)
  12. 12. Let It Burn
  13. 13. Hues Of The Fall

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