laut.de-Kritik

Der gute Kakao der Rockmusik.

Review von

Kennt eigentlich jemand außer mir den Landliebe Kakao in der Ein-Literflasche? In vielfacher Hinsicht hängt mein Wohlbefinden mit diesem Wundertrunk zusammen: wenn ich mal unten bin, richtet er mich auf, wenn ich krank bin, pflegt er mich gesund. Bin ich traurig, bringt er mich zum Lachen, und wenn ich mich fürchte, beschützt mich die große Flasche. Das Einzige, was dieser Wunderwaffe gleichkommt, ist die Musik von Jimmy Eat World. Sie sind der gute Kakao der Gitarrenmusik.

Entsprechend dürstend erwartete ich die Ankunft von "Futures", dem Nachfolger des Brechers "Bleed American". Und immer ist es dasselbe mit Jimmy Eat World: beim ersten Hören ist man fast ein wenig enttäuscht, hat man doch das ultimative Superalbum erwartet. Aber dann entwickelt die Platte ihr Aroma und ist aus dem eigenen Leben nicht mehr wegzudenken. Dieses Mal haben sie die perfekte Mischung aus feinsten Emorock-Bohnen à la "Bleed American" und zum Heulen schönen Balladen nach Art von "Clarity" gefunden.

Wieder beginnen Jimmy Eat World mit einem rhythmisch rockenden Titeltrack, auch wenn "Futures" ein wenig gefühlvoller vorgeht als das fast schon brutale "Bleed American". Mit "Just Tonight ..." erfährt das Tempo noch eine leichte Steigerung. Aber die derben Kracher sind diesmal gleichmäßiger aufs Album verteilt, "Nothingwrong" und "Pain" finden sich erst weit hinten, die Jungs spielen die Dramaturgie-Klaviatur mittlerweile mit beängstigender Perfektion.

Mit dem eindringlichen "Work" oder dem gar nicht konspirativ zu verstehenden "23" frönen die vier Kalifornier der Powerballade, dass es einem das Lächeln ins Gesicht brennt. Gäbe es das gute alte Mixtape für die/den Angebetete(n) noch, vor allem "Work" würde sich sicher tausendfach darauf wiederfinden. Und wer bei "Drugs Or Me" keine feuchten Augen bekommt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.

Wenn es erlaubt ist, das böse E-Wort zu benutzen: Jimmy Eat World mag man als Konsensmucker oder Weichspüler bezeichnen wie man will, den Emo-Thronanspruch, den sie mit "Clarity" angemeldet und mit "Bleed American" unterstrichen haben, kann man kaum noch negieren, zumal sie sich mit "Futures" fast schon selbst gekrönt haben. Gefeiert wird die Inthronisation natürlich mit Kakao.

Trackliste

  1. 1. Futures
  2. 2. Just Tonight ...
  3. 3. Work
  4. 4. Kill
  5. 5. The World You Love
  6. 6. Pain
  7. 7. Drugs Or Me
  8. 8. Polaris
  9. 9. Nothingwrong
  10. 10. Night Drive
  11. 11. 23
  12. 12. Shame

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34 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Hat schon jemand das neue Album oder Ausschnitte davon gehoert?

    Habe mir gerade das komplette Album angehoert und muss sagen das es mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen hat! Es gibt ein paar Hoehepunkte wie zum beispiel die erste Single PAIN und NOTHING WRONG. Die anderen Lieder haben mich noch nicht beeindruckt.

    Es scheint mir so als wenn es mehr ein Bleed American Teil 2 geworden ist, was ja bekanntlich meistens nicht funktioniert. Aber vielleicht braucht die Platte ja auch ein paar Runden im CD Spieler bis sie so richtig kracht.

    Was denkt ihr so???

  • Vor 20 Jahren

    kann mich aucc nicht dafür begeistern, muss aber dazu sagen dass ich noch nie was für die übrig hatte, insofern kann man auf meine meinung scheißen

  • Vor 20 Jahren

    Da ich gelesen habe, dass es im Oktober veröffentlicht wird, mache ich mir nicht die Mühe die Songs jetzt schon zusammenzusuchen.

    Keine großen Erwartungen, belanglos oder nicht - mir reichen "Clarity" und "Bleed American" schon völlig...

    ...um ungefähr alle drei Monate mit einem breiten Grinsen an 2001/02 zurückzudenken. :)