laut.de-Kritik
Harte Riffs und Goth Rock mit Niveau.
Review von Tom KüppersEines muss man Joachim Witt lassen: Kaum ein anderer einheimischer Musiker deckt mit seinem Sujet ein derartig breites Terrain ab wie der 1949 geborene Sänger. Mit "Goldener Reiter" erschafft er in den achtziger Jahren einen Neue Deutsche Welle-Evergreen, fast zwei Dekaden später gelingt ihm mit Peter Heppner und "Die Flut" sogar ein kleiner Welthit.
Seitdem lässt sich sein Schaffen mehr oder weniger als NDH kategorisieren, immer wieder spielt er, wie auf seinem "Bayreuth"-Zyklus, mit dem Kontrast zwischen harten Gitarrenriffs und Goth-Rock-Elementen. Allerdings müssen selbst rigoroseste Genre-Opportunisten anerkennen, dass Witt musikalisch und inhaltlich auf völlig anderem Niveau als fast alle Zeitgenossen agiert.
Für "Rübezahl" (Gott sei Dank kein Konzeptalbum über das Leben des Schrats aus dem Riesengebirge) hat sich Witt mit Chris Harms von Lord Of The Lost einen ebenbürtigen Partner gesucht, dessen Produktion und Arrangements ausgesprochen makellos geraten sind. Schon der Opener "Herr der Berge" ist atmosphärisch hervorragend umgesetzt, "Ich will leben" ist metallisch angehauchte Melodramatik, die entfernt an Evanescence gemahnt. Sogar noch mehr Metal ist "Agonie" mit seinen galoppierenden Drums im Sabaton-Stil.
Der "Dämon" hat dann die ganz große Pathos-Keule im Gepäck, das ähnlich gelagerte "Mein Diamant" hätte selbst den Kollegen von Unheilig gut zu Gesicht gestanden. "Quo vadis" entpuppt sich als halbwegs gelungener Versuch, gemeinsam mit U96 einen zeitgemäßen Tanztempel-Feger abzuliefern. Lediglich "Jeanny, Pt.1" wirkt überflüssig. Eine Coverversion, und sei sie auch von Falco, hat der Sänger wahrlich nicht nötig.
Insgesamt gibt sich Joachim Witt weder stimmlich noch musikalisch irgendeine Blöße, der Rest ist und bleibt allerdings Geschmacksache. Fakt ist aber, dass man diese Musik (wie eigentlich tagtäglich aufs neue leidvoll bewiesen wird) deutlich schlechter und mit weitaus weniger Hingabe spielen kann.
5 Kommentare mit 2 Antworten
Instrumental anhörbar aber mit diesem gekünstelten zwanghaft auf dunkel gemachten Geröchel konnte ich noch nie was anfangen.
Dazu Querverweise auf Unheilig und Kollabo mit U96?....Ich bin raus
U96? Alex Christensen! Bester Mann!
Sorry...Nein
Wann kommt die Flut
Die ihn mit fortnimmt
In ein anderes großes Leben
Irgendwo
Ein hervorragendes Album! Mir gefällt ganz besonders die Dynamikwechsel in den Liedern, wie zum Beispiel in "Leben und Tod" oder "Wofür du stehst". Ich denke, so etwas gibt es derzeit nicht auf dem Markt. Unheimlich eigenständig.
Sehr starkes Album von Witt, definitiv eines seiner besten. Wie man es nicht machen sollte hat er ja auch schon öfter gezeigt, aber jetzt zeigt er mal, wie man "NDH" richtig macht.
Fürchterliche Rezension, die vor Floskeln und Klischees nur so trieft. Passt aber zum Album.