laut.de-Kritik
Sein Herz lodert ungebrochen.
Review von Erich RenzNur eine Seele schreit lauter als der vielstimmige Backgroundchor, nur eine Stimme knarzt stärker als die der Gefolgsleute. Schließlich hebt sie zum Motivationsschub "Fire It Up" an - und lässt vergessen, was diesem alten Mann schon alles in den Knochen steckt.
Als sei er zwischen seinen Dutzenden Alben immer wieder eingefroren und jetzt aufs Neue aufgetaut worden, erweist sich Joe Cocker als unverwüstlicher Könner: Er setzt mit seinen Platten die Gesetzmäßigkeiten der Zeit regelmäßig außer Kraft.
Klanggeburten, die bisher niemand von ihm kannte, schleudert auch dieses 23. seiner Studioalbum nicht in die Welt. Ohne die berühmte "little help from my friends" geht sowieso nichts. Viel gerühmte und Grammy-dekorierte Songwriter wie Keith Urban, Graham Lyle oder Johnny Reid schrieben dem Veteranen Songs auf die Stimmbänder. Vielversprechender kann programmierter Erfolg kaum aussehen.
Aphorismen für den kleinen Mann streut Cocker dann zur Zupfgitarre. "You don't need a million dollars to wake up early in the morning (…) / You don't need to be a movie star to see a night sky on your ceiling." "You Don't Need A Million Dollars", eine Ballade im Biedermeier-Stil, präsentiert einen Cocker, dem Aufgekratztheit fremd scheint.
Seine Verjüngungskur "Younger" klingt, als sei der Exzentriker der Bruno Mars Generation entsprungen. Der Vater-Sohn-Dialog "Eye On The Prize" hingegen hat sich den Mantel der dickschädeligen Rockmusik umgehängt.
Helfen möchte Joe Cocker genauso gern, nicht immer bloß die Hilfe von anderen für sich beanspruchen. Der arme Sisyphos, dem er in "Weight Of The World" unter die Arme greift, entpuppt sich freilich als eine Frau: "I know your heart is heavy / But I would carry it if you let me." Weil das Herz oft größer ist als der Verstand, werden diesem, doch, Sänger von Gnaden die Herzen wieder zufliegen. Seines lodert.
1 Kommentar
Was nun sagt uns der Rezensent über die Qualität des Albums? Hat er sich gar allzu sehr in Feuilletonesken verlaufen (wollen) anstatt auf den Punkt zu kommen?
"I come in peace" ist jedenfalls schon auf meiner Auto-CD!