laut.de-Kritik
Boom Bap-Burger aus Brooklyn.
Review von Stefan JohannesbergDie Tante brät das T-Bone-Steak und die veganen Freunde futtern Feldsalat. Während die eine Hälfte der fb-Kontakte noch den Widerstand gegen Sicherheitskräfte verkündet, feiert die andere Grillsessions am See. Bei Letzteren tönt ab und an Joey Bada$$ neuestes Mixtape aus den Boxen. Der Kopf nickt, der einst wache Geist knickt und nickt nach dem dritten Teller ein. Willkommen in Flatbush, Brooklyn. Aus Wasserwerfer und Demonstranten werden Hydranten, Kinder springen über Seile, Jungs zocken Horse, und alte Männer palavern über noch ältere Helden am Block. Die "Summer Knights" sind in der Stadt.
Mitten hinein ins kühle Nass, mitten hinein in den Dreikampf der Ex-The-Roc-Nationalisten Kanye West, J Cole und Jay-Z schiebt Joey einfach mal so eine Boom Bap-Ehrerweisung, die so unprätentiös, so zurückgelehnt, so souls of mischiefig aus dem iPhone läuft, dass man wenigstens drei Durchläufe braucht – und danach aus dem Replay nicht mehr rausfindet.
90er-Zitate, immer an der richtigen Stelle gesetzt, pflastern seinen Weg – alles keinen Deut schlechter, nur einen Deut ernster als "1999". Immer noch wie ein junger Nas per mehrsilbigem Reimfeuerwerk und intelligenter Alltagsbetrachtung erfrischt der Bada$$ den Boom Bap mit einer zünftigen, nie langweiligen Ladung Throwback.
Im Gegensatz zu Nas steckt der kleine Mann im Ohr dem Joey aber immer die richtigen Beats zu. "Right On Time" soult sich so tief wie einst Common zu "One Day It'll All Makes Sense"-Zeiten im Gefühlsschlamm. Chuck Strangers laced die richtige Mischung für die "My Youth"-Reggae-Hook. Statik Selektah loopt einmal mehr ein himmlisches Klavier auf "Word Is Bond" und findet die richtige Snare (die klingt wie eine Tom-Drum). Klassisch eine Umdrehung langsamer lässt The Alchemist die Samples auf "Trap Door" traben.
MF Doom zieht das Tempo für den spährischen Kopfnicker "Amethyst Rockstar" wieder an, die völlig unterschätzten Oddisee liefern songgemäß Native-Tongue Sound auf "Sorry Bonita" (featuring Pro Era) ab. Und zum Schluss greift noch DJ Premier höchstpersönlich auf "Unorthodox" zum Drumcomputer, entspannten Piano-Loops und punktgenauen Scratches. Oder, um es Joey selbst croonen zu lassen:
Sweet dreams, stuck in the 90s / 90s babies it's a matter of time / Sweet dreams my nigga, I wish / you sweet dreams my nigga / Sweet dreams, stuck in the 90s / 90s babies it's a matter of time / And time's not rewinding, yeah
9 Kommentare mit 2 Antworten
Besser spät als nie.
Starkes Tape. Und wirklich "keinen Deut schlechter als 1999".
Die Pro Era Jungs sind sehr erfrischend.
guter mann
Richtig gutes Brett...Sodi und Garry sollten lieber Pro Era supporten, als den Öl-Griechen.
Spread the Word!
Unfassbar gutes Teil. Favoriten sind Word Is Bond, Unorthodox und Amethyst Rockstar. Wenn man bedenkt, dass der erst 18 ist...damn.
Wer die Pro Era Mucke mag: Das neue CJ Fly Tape ist mindestens genauso gut geworden http://www.datpiff.com/CJ-Fly-Thee-Way-Eye…
Nah, ist es nicht. http://www.laut.de/News/Tapediggaz-Die-US-…
Musste es auch sehr oft hören, finde es aber langlebiger. Klar, als MC ist Joey vielseitiger und eigenständiger, aber die Tracks auf dem Tape vom CJ haben stärkeren Konzeptcharakter und wirken runder.