laut.de-Kritik

Entspannte Pop-Seelentröster ohne Nebenwirkungen.

Review von

Mayers große Stärke, die auch "Battle Studies" an die Spitze der US-Billboard-Charts katapultiert hat, liegt in seinem musikalischen Verständnis begründet, mit dem er den unaufdringlichen wie melodischen Pop ins Zentrum rückt und ihn gekonnt mit Stilmitteln aus Rock, Blues, Soul und Folk garniert.

"Battle Studies" erweist sich als absolut sichere Nummer, die sich nur dezente Extrovertiertheiten oder Brüche leistet, sich aber auch nicht dem Vorwurf der Belanglosigkeit aussetzen muss. Mayer orientierte sich nach eigener Aussage an der Kunst von Tom Petty, Neil Young und Fleetwood Mac.

Er liefert feinsinnig inszenierte, sich sachte zwischen maßvoll stilisierter Melancholie und gemäßigter Heiterkeit wiegende Seelentröster, garantiert radiotauglich und ohne Nebenwirkungen. Auf dunkle Momente, die das weitgehend geschmeidige Hörerlebnis stören könnten, verzichtet Mayer dementsprechend. Sein verführerischer, rauchiger Gesang fungiert zusätzlich als akustische Streicheleinheit.

Der melodischen Eintönigkeit stellt Mayer eine facettenreichen Instrumentierung gegenüber, die die Lieder in unterschiedliche Stimmungsbilder taucht. Atmosphärisch läutet "Heartbreak Welfare" mit repetitivem E-Gitarrenmuster zu Schlagzeug und weichen Pianoschlägen das Album ein.

Ein solch sanfter Rock-Einfluss findet sich auch in Stücken wie "Perfectly Lonely" oder "Half Of My Heart", für das Mayer sich die Senkrechtstarterin Taylor Swift als Gastsängerin ins Boot geholt hat. Mit dem großartigen Robert Johnson-Cover "Crossroads" bahnt sich die kreative Energie zwischen Blues-und Funkrock leider nur einmalig ihren expressiven Weg, während "Assassin" experimentierfreudiges Potenzial andeutet.

Daneben finden sich ohrgängige Midtempo-Nummern mit sich pathetisch zuspitzenden Refrains ("All We Ever Do Is Say Goodbye", "Edge Of Desire" "Friends, Lovers Or Nothing"), oder balladeske Stücke, die sich mit feinem Fingerpicking auszeichnen ("Who Says", "Do You Know Me") und die ganze Größe dieses Songwriters offenbaren.

Dass es sich bei dem Amerikaner John Mayer um einen begnadeten Singer/Songwriter und Gitarristen handelt, der sich lässig über Genregrenzen hinwegsetzt, ohne seinen Stil aus den Augen zu verlieren, stellt er seit seinem Debüt "Room For Squares" (2001) eindrucksvoll unter Beweis.

Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Künstlern wie Eric Clapton, B.B. King, Herbie Hancock, den Dixie Chicks oder Alicia Keys legt zudem Zeugnis von seiner Vielseitigkeit ab. Es lässt sich aber auch als Promo-Strategie verstehen, mit der Anerkennung etablierter Musikergrößen die eigene Popularität zu untermauern. Der Erfolg scheint ihm zumindest in den USA Recht zu geben, wo sich eine breite Hörerschaft auf diesen Mann einigen kann, der sich mittlerweile siebenfacher Grammy-Preisträger nennen darf.

Thematisch setzt sich Mayer weitgehend mit der Liebe bzw. deren Unzulänglichkeiten auseinander, was durchaus Spekulationen über die Verarbeitungsprozesse seiner misslungenen Beziehungen mit Jennifer Aniston oder Jessica Simpson gestattet.

Auch wenn "Battle Studies" unter diesen Umständen etwas zu leidenschaftslos geraten ist und Mayer wadentief in der Gefälligkeit des Pop-Mainstream watet, legt er erneut ein ungemeines Gespür für einschmeichelnde und entspannte Melodien an den Tag, die er mit handwerklichen Geschick ausmalt. John Meyer weiß um die Mechanismen der Pop-Industrie und muss keine Bäume mehr ausreißen, um ein hübsches Konsens-Album auf den Markt zu bringen.

Trackliste

  1. 1. Hearbreak Warfare
  2. 2. All We Ever Do Is Say Goodbye
  3. 3. Half Of My Heart
  4. 4. Who Says
  5. 5. Perfectly Lonely
  6. 6. Assassin
  7. 7. Crossroads
  8. 8. War Of My Life
  9. 9. Edge Of Desire
  10. 10. Do You Know Me
  11. 11. Friends, Lovers Or Nothing

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1 Kommentar

  • Vor 14 Jahren

    Zwei Anmerkungen:
    - es ist sehr schade, dass das Album nicht schon im November (wie unter anderem bei amazon angekündigt) erschien, weil man seitens John Mayer ordentlich News im Netz fand und dementsprechend enttäuscht war, die Scheibe hier dann nicht zu finden
    - ebenfalls schade finde ich, dass Herr Mayer nicht noch den Bonus Track "I'm On Fire" aufs Album gepackt hat, denn dieses Cover von Bruce Springsteen wäre meiner Meinung nach eine ungemeine Bereicherung

    So... ansonsten ist das Album gut, wenn auch nicht so ganz überzeugend wie "Continuum".
    Ich hätte mir ein paar mehr Themen als nur Liebe gewünscht.

    Fans werden sicherlich ihren Spaß haben, aber für Einsteiger mag dieses Album vielleicht ein wenig eintönig erscheinen.

    Anspieltipps:
    - Heartbreak Warfare
    - Who Says
    - Half Of My Heart
    - Perfectly Lonely