laut.de-Kritik
Ein letztes Studioalbum zu Johnny Cashs 78. Geburtstag.
Review von Daniel StraubMan muss sich das Archiv des amerikanischen Produzenten Rick Rubin wohl am besten als eine Art Paradies für Musikliebhaber vorstellen. Gut abgeschirmt vor allzu neugierigen Ohren, lagern hier allerlei begehrte Tondokumente. Darunter befinden sich auch Aufnahmen, die Country-Star Johnny Cash in den letzten Jahren vor seinem Tod im September 2003 eingesungen hat. Einige dieser Songs haben Rubin und Cashs Sohn John für "American VI: Ain't No Grave" ausgewählt.
So heißt es also: Cash, die sechste. Das Album soll der letzte Teil der 1994 begonnenen American Recordings-Reihe sein. Aber so genau weiß das niemand, ausgenommen Rubin selbst. Und der hat sich in geschäftlichen Dingen bislang nicht gerade den Ruf einer Plaudertasche erarbeitet. Die meisten Songs auf "Ain't No Grave" sind zusammen mit jenen vom letzten Album "A Hundred Highways" in Cashs letzten zwei Lebensjahren entstanden.
An den fünften Teil der "American Recordings"-Serie knüpft die Platte thematisch nahtlos an. Schmerz, Vergänglichkeit und Erlösung bilden die zentralen Themen der zehn Songs. Auch das Konzept der Vorgänger-Alben erfährt hier seine Fortsetzung. Cash spielt fast ausschließlich Coverversionen, die dieses Mal unter anderem von seinen beiden Freunden Sheryl Crow und Kris Kristofferson stammen.
Den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen aber zwei andere Songs: "Cool Water" vom kanadischen Country-Sänger Bob Nolan sowie "Satisfied Mind" von J.H. Hayes und Jack Rhodes. Letztgenannter war auch schon auf dem Soundtrack zum zweiten Teil von Quentin Tarantinos "Kill Bill" zu hören. Der Titelsong "Ain't No Grave", ein Traditional und die bislang unveröffentlichte Eigenkomposition "I Corinthians 15:55" komplettieren die Album-Compilation.
Fans freuen sich sicherlich darüber, einen der letzten Songs hören zu dürfen, die Cash geschrieben hat. Nüchtern betrachtet gehört "I Corinthians 15:55" aber zu den schwächsten des Albums. Dafür entschädigen die übrigen Songs von "Ain't No Grave", bei denen Cashs einzigartiges Charisma ein ums andere Mal durchscheint.
Die Eindringlichkeit und Authentizität, die er mit seiner Stimme in die Songs legt, bleiben einzigartig und zeigen einmal mehr, warum der Mann zurecht als einer der größten Sänger in der Geschichte des Pop Würdigung erfährt.
Mit "Ain't No Grave" findet zwar die "American Recordings"-Reihe ihren Abschluss. Weitere Songs von Cash könnten aber durchaus noch ihren Weg an die Öffentlichkeit finden. "Es gibt noch eine Menge Musik, die man veröffentlichen könnte, schätzungsweise rund 40 Lieder. Es könnte also durchaus einen zweiten Teil der 'Unearthed'-Box geben", verriet John Carter Cash im laut.de-Interview.
Vorausgesetzt natürlich, dass Archivar und Produzent Rick Rubin sein Okay gibt. Ein mögliches Veröffentlichugsdatum jedenfalls springt sofort ins Auge: Am 26. Februar 2012 würde Johnny Cash seinen 80. Geburtstag feiern.
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