laut.de-Kritik
Mit Richard Wagner-Pathos im Zug nach Nirgendwo.
Review von Artur SchulzMit Wucht und Pathos steigert sich Groban im Opener "Brave" in mit klassischen Elementen und mächtigen Drums angereicherten Pop hinein, der aber mehr Schein als Sein anbietet. Laut Presseinfo arbeitet Groban, einer der "spektakulärsten Sänger unserer Zeit", bereits mit den "Giganten der Producergilde" zusammen. 2013 fungiert Rob Cavallo (Alanis Morissette, Kid Rock) als Produzent. In Gaststar-Rollen: Laura Pausini und Arturo Sandoval.
"False Alarms" folgt nicht nur dem vorgezeichneten Weg. Dieselben kompositorischen Dramaturgie-Bausteine wie zuvor bilden auch hier die Grundstruktur. Deshalb klingt alles ähnlich wie in "Brave", nur leicht verändert eingespielt. Aller schlechten Dinge sind drei: Mit "Falling Slowly" folgt Groban - trotz hier etwas abgespecktem Arrangement - erneut dem längst überstrapazierten Konzept des immer gleichen Song-Aufbaus.
Praktisch dreimal hintereinander dieselbe Nummer einspielen - starker Tobak fürwahr, aber eben kein guter. Für sieben Songs zeichnet Josh selbst als Mitautor verantwortlich. Was vielleicht erklärt, dass der große Abwechslungsreichtum nicht stattfindet.
"She Moved Through The Fair" bringt als irisches Traditional endlich etwas Abwechslung. Trotz der unabdingbaren Fiedel und einer keltischen Harfe kommt echtes Folkfeeling aber nicht auf, dafür ist der Track einfach zu sehr auf Wohlfühl-Pop geglättet. "Below The Line" tanzt in einem verspielten Rhythmustempo, das wohl lateinamerikanisch angedacht sein soll. Doch nur populärmusikalische Versatzstücke aneinanderreihen ergibt noch lange keinen guten Song.
"E Ti Prometterò" im Verbund mit der italienischen Heulboje Laura Pausini gerät zum ganz üblen Schmalzler, der tief die Gruft vergangenen Italo-Kitschs langt. Da wird musicalreif geschmettert, da werden die Stimmbänder strapaziert, womöglich ist Josh Groban doch nur ein heimlicher Verwandter von Paul Potts und Adoro in Übersee.
"Un Alma Mas" bietet Arturo Sandoval an der Trompete auf. Er verleiht mit einer leicht jazzig interpretierten Passage dem Track für einige Augenblicke tatsächlichen Stil und echte Klasse. Die aber leider untergehen in einem Korsett lebloser Latin-Akustik.
Über allem thront die Stimme Josh Grobans. Singen kann er, das steht außer Frage. Doch in seinem "Echoes"-Paralleluniversum, in dem alle Dinge verschoben und an den falschen Platz gerückt scheinen, schwebt er mit Richard Wagner-Pathos und bebendem Tremolo in der Stimme, als gelte es, das letzte Ticket für den Zug nach Nirgendwo zu lösen.
Das Album leidet neben zu aalglatter Produktion an seiner gewollten Unentschlossenheit. All dem Pop, der leichten Klassik, dem Kitsch, den Latin-Sounds und dem Pomp mangelt es an klaren Konturen. Josh Groban selbst zum neuen Werk: "Vom Anfang bis zur Fertigstellung entfaltete dieses Projekt absolute Freude und Inspiration". Doch davon ist auf "All That Echoes" leider nichts auffindbar.
2 Kommentare
wer ist das?
ps: ich hab voll kopfweh, kennt wer ein geheimmittel?
mir hilft immer Kaffee.