laut.de-Kritik
Chemie stimmt, Ambition ausbaufähig.
Review von Yannik GölzWas für ein programmatischer Titel. In einer Zeit, in der jeden Monat über Nacht ein neues Kollabo-Projekt zweier Trap-Rapper mit diffuser künstlerischer Ambition erscheint, hat es etwas fast Beruhigendes, wenn Future auch in Begleitung mit "WRLD On Drugs" bei seinen ganz konventionellen Motiven bleibt. Zusammen mit Newcomer Juice WRLD entwickelt das Tape dann auch recht schnell eine spannende Eigendynamik, die das vorhersehbare Songwriting aber kaum für wirklich interessante Songs nutzt.
Dabei wäre Juice WRLD genau der Richtige gewesen, der den alternden Trap-Pionier Future dazu hätte zwingen können, die Produktion etwas ausgefallener und atypischer zu wählen. Der Emo-Trap-Sound belohnte bis zuletzt eigenwillige Beat-Entscheidungen, während jüngere Releases von Future (oder Young Thug oder Lil Yachty) ein wenig daran kränkelten, zu nah am ursprünglichen Erfolgsrezept zu kochen.
Diese Innovationskraft blitzt auch hier und da auf. Das psychedelische Sample auf "Transformers" oder der rumpelnde Bass auf "Realer N Realer" schieben Future vereinzelt an den Rand seiner Komfortzone, werfen ihn aber mitnichten heraus. Stattdessen zeigt "WRLD On Drugs" ein Szenario, wie es schon auf "What A Time To Be Alive" mit Drake stattgefunden hat. Future macht es sich so sehr in seiner musikalischen Stimmung bequem, dass sein Projektpartner sich in der kodeingeschwängerten Atmosphäre etwas zu lethargisch im Beifahrersitz niederlässt.
Nicht, dass Juice WRLD keine ansprechenden Momente abliefern würde, aber auch trotz starker Verses auf "Astronauts" oder "Fine China" reduziert sich seine Rolle meist darauf, mit jugendlicher Energie einen charakterlichen Kontrastpunkt zu Futures stoischem Nihilismus zu erzeugen. Wie gesagt: Dieses Verhältnis ist spannend und verhindert, dass die sonst eher gleichförmigen Parts beider Performer all zu monoton erscheinen. Aber auch gute Chemie kann nur begrenzt viel aufbauen, wenn das Songwriting nicht stimmt.
Juice WRLD wirkt nämlich ein bisschen zu begeistert, neben einem Future zu stehen, der gerade seine "Pluto"-Ära überzeugend kanalisiert, als dass er seine eigenen Stärken arg sichtlich einbringen würde. Statt Melodien und Refrains rappt er dann eben solide, aber doch eher unspektakulär auf ein paar zu vielen Songs, die ohne einschlägige Alleinstellungsmerkmale auskommen müssen.
"Jet Lag", "Make It Back", "Different", "No Issue" und "Fine China" sind Trapsongs im totalen Autopilot, Filler, die nichts außer der Persönlichkeit der Protagonisten an den Tag legen. Features von Gunna, Young Scooter oder Yung Bans gehen recht ereignislos ins Land, Young Thug und Lil Wayne sorgen auf "Red Bentley" und "Oxy" für eher irritierende als erfrischende Momente. Selbiges gilt für Futures Verse, in dem er seinen Falsetto-Meme-Flow von "King's Dead" auf Jay Rocks letztem Album für eine ganze Strophe recyclet.
Ansprechend wird es zumeist immer auch dann, wenn mehr als fünfzehn Minuten Brainstorming in einen Song geflossen sein müssen. "Transformer" hat einen ansteckenden Groove und eine enthusiastische Nicki Minaj, "Realer N Realer" eine starke Hook und einen der experimentierfreudigeren Beats der Platte, "Hard Work Pays Off" liefert dank triumphaler, schön texturierter Sample-Ästhetik einen starken Schlussmoment.
Eine Handvoll solider Songs gegen 16 Tracks Material: Da hätte man hier und da spürbar kürzen können, beziehungsweise in vielen Momenten mit deutlich mehr Ausdauer am Reißbrett stehen müssen, um das inhärente Potenzial der Kombination aus Future und Juice WRLD wirklich auszuschöpfen. Dieser intuitive Bauchgefühl-Ansatz mag etwas für sich haben und "WRLD On Drugs" besitzt seinen kohärenten Flavour. Auf die lange Spieldauer ist das aber doch zu wenig und zu verstreut, um als Album tatsächlich zu überzeugen.
2 Kommentare mit einer Antwort
Leider [wirklich nicht so] geil.
Ein Wegwerftape allerübelster Sorte.
Absolut. Einfach nur peinlich, und das fängt schon beim Namen an.