laut.de-Kritik
Alle sind eingeladen, sich "dem Zucker zu ergeben".
Review von Amelie KöpplAllen Freunden nächtlicher Snackattacken sollten Julian & der Fux aus Wien ein nach "Speckbrot" schmeckender Begriff sein. Knackig, synthiegetragen und zweideutig veröffentlichen die beiden Wiener mit ihrem Album-Debüt nun auch eine süße Variante. Hinter "Vanille" versteckt sich aber nicht nur eine wichtige Zutat österreichischer Süßspeisen oder der Name eines "Zauberpferds". Stilvolle Popsounds paaren sich in süßer Verführung mit tanzbaren Grooves und elektrisierenden Balladen.
Der Opener "Vanille" überzeugt mit lässigen Handclaps und mithauchbarem Refrain. "Der Blues" legt dem bisher Unwissenden die jahrelang erprobten Spezialitäten des Hauses Julian & der Fux nah: 80ies-Wurzeln, Lounge-Liebe und House-Leidenschaft. Und natürlich der verrucht-raunende Sprechgesang, der den Hörer die Doppeldeutigkeit genau spüren lässt. Nach diversen EPs behandeln die Wiener auf ihrem Debütalbum die Freuden und das Leid des Lebens, ohne zu tief in existenzialistischen Abgründen zu schürfen.
Das österreichische Produzentenduo, bestehend aus Julian Hruza und Dominic 'der Fux' Plainer, steht sich in der Produktion gleichberechtigt gegenüber. Eingeladen, sich ebenfalls "dem Zucker zu ergeben", wurden nicht Newcomer wie Mimu oder der MC Milan, aber auch Größen der österreichischen Radiolandschaft wie Hermes. "Es geht und es stinkt. Wenn es dreht schwingt es auch vorbei. Immer gegen den Strom", verkündet der im dritten Feature "Mischduft" und einem sehenswerten Video.
Mit "Alte Spuren" ist ein ganz besonderes Liebes-aus-Lied gelungen. Die Sängerin Mimu säuselt voller Trauer Zeilen wie "Wo hat denn unser Liebeslied zu Moll gewechselt?" und bildet einen angenehmen Kontrast zu den sonst abgrundtiefen Tonlagen. Übertrieben viel Fahrt nimmt der vorletze Track mit dem Nachwuchs-MC Milan auf. "Das Zauberpferd" besticht mit einem lässigen Märchengewand, das zum Schmunzeln verleitet. "Juckt's dich? Hmmm, kratz mich, zwick mich und dann mag ich" krönt die ausgefeilten Raps über das große Los.
Julian und der Fux machen, in wenige Worte gefasst, ernstzunehmende Musik, die nie erwachsen werden will, die frei von Zwang ist, aber gleichzeitig nie ihre Schiene verlässt.
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